Jemand hatte die Absicht, eine Mauer zu bauen. Aber Mauern sind nicht gleich Mauern. Manche Mauern sind gleicher. 2016 etwa wollte die Stadtverwaltung die schön bepflanzte Steinmauer von Martin Michels an der Nordbahntrasse am Loher Bahnhof niederlegen. Sie hätte zu viel Potential einer Gefahr des „Anpralls von Verkehrsteilnehmern“. Letztlich durfte die Mauer bleiben – welch ein Segen für die Vielen, die sich an dem schönen Garten, den sie schützt, erfreuen. Was glauben Sie denn?
Während das Auge der Verwaltung bei einer kniehohen Mauer streng blickte, übersah man großzügig bei der haushohen Mauer am Döppersberg einiges. Falscher Stein, falscher Zeitpunkt, falsche Bauweise. Kann ja mal passieren bei so einem Millionenprojekt … Und natürlich will es niemand gewesen sein. Das war schon bei Adam und Eva so:
„Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen?“ (Genesis 3,11) – Nee, die Frau hat gesagt … nee, die Schlange hat gesagt …
Es sind immer die anderen. Aufrichtigkeit wäre ja auch etwas für Menschen mit Rückgrat.
0 Kommentare
Es sind jecke Zeiten. Im Rheinland darf man an den fünf tollen Tagen endlich so sein, wie man immer sein möchte. Dieser pathologische Zustand ist dem Wuppertaler an sich fremd. Hier sind die Menschen einfach immer so, wie sie sind: Bodenständige, zupackende und selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger einer liebenswerten und ungeschminkten Stadt mit ihren Schrunden und Schrullen, die ihr einen so einzigartigen Charakter und ein Profil verleihen, die im jecken Rheinland ihresgleichen suchen. Was glauben Sie denn?
Im Rathaus allerdings scheinen die Närrinnen und Narren ganzjährig das Zepter zu schwingen. Der Hoppeditz schläft hier offenkundig nie! Was da an Personalpolitik, hochfliegenden Zukunftsträumen und stadtplanerischen Phantasien geboten wird, ist bisweilen von höchstem Unterhaltungswert. Nach Jeckengewohnheit erwartet man immer wieder mal einen Tusch – der dann aber doch nicht kommt. Es ist dann eben doch kein Spaß, sondern an Realsatire grenzende Wirklichkeit, mit der sich die Stadt eines Zuckerfritz, einer Mina Knallenfalls und eines Husch Husch konfrontiert sieht, denen man immerhin lebensgroße Denkmäler aus Bronze gesetzt hat.
0 Kommentare
In Wuppertal fallen Bäume. Es ist schon an der Berliner Straße geschehen und am Von-der-Heydt-Platz. Lebendiges und schattenspendendes Grün ist staubigem Grau und sandigem Ocker gewichen. Die Sonne brennt nun unerbittlich auf das Pflaster. Nun soll es auch die Platanen am Döppersberg treffen. Keine Frage – es gibt gute Gründe für die Säge. Die Pilzkrankheit „Massaria“ soll die Platanen am Döppersberg befallen haben – neben architektonischen und bautechnischen Gründen ein Grund mehr, das Grau und Ocker der Stadt um eine weitere Nuance anzureichern. Und natürlich haben die bautechnisch versierten Planer des Döppersberg hier sicher schon weitergedacht: Wo man den Asphalt vor allzu großer Auskühlung schützt und seine Erhitzung fördert, verdunsten Regentropen schließlich bevor sie den Boden erreichen. Das wiederum löst das Problem der nur einen Steinwurf entfernten Undichtigkeit des Daches der Bahnhofs-Mall. Was glauben Sie denn?
Bevor Verschwörungstheoretiker jetzt noch anfangen, an solche Zusammenhänge zu glauben, sei der Hinweis erlaubt, dass das alles natürlich Quatsch ist. Trotzdem zeigt die Reaktion vieler Wuppertalerinnen und Wuppertaler, dass ihnen die Bäume am Herzen liegen. Und das zu Recht! Die Atmosphäre am Von-der-Heydt-Platz etwa hat sich in jeder Hinsicht verändert. Davon ist nicht nur das Mikroklima betroffen; der Stadtplatz selbst hat auch ein wenig seine Seele verloren. Bäume sind halt stille Freunde, die eine Stadt in besonderer Weise lebenswert machen.
1 Kommentar
Pille hilft. Die Scharfsicht eines Wüstenbussardweibchens ist ein probates Mittel gegen die Kurzsichtigkeit der Stadtplaner. Niemand wollte ein neues Taubenhaus am Döppersberg bauen, bloß eine Mauer sollte es sein; eine, die schön leicht luftig daherkommt und den Kontrast zwischen der kupfermetallenen Schwere des Neubaus und der klassizistischen Leichtigkeit der ehemaligen Bundesbahndirektion um eine weitere kontradiktorische Nuance erhöht. Wer konnte denn schon ahnen, dass in den Lücken Leben wächst und Tauben Schutz vor den vielfältigen Formen des Bergischen Steigungsregens suchen.
Der Katholik hat naturgemäß ein positives Verhältnis zur Taube an sich. Schließlich heißt es ja in der heiligen Schrift, dass im Anschluss an die Taufe Jesu im Jordan der Heilige Geist in Form einer Taube auf den als Sohn Gottes Verkündeten niederkam. An sonnigen Tagen scheint die Stadt besonders geistvoll zu sein – dann sind nicht nur der Döppersberg, sondern auch der Laurentiusplatz, der Lienhardplatz, der Berliner Platz und der Johannes-Rau-Platz vor dem Rathaus voll von diesen Heiligen Geistern. Nur im Rathaus selbst scheint er manchmal nicht zu wehen. Weil es der Heilige Geist so an sich hat, Spuren zu hinterlassen, lässt man jetzt das Wüstenbussardweibchen Pille über der architektonischen Avantgarde am neuen Tor Elberfelds kreisen, um die Tauben zu ver-, auf keinen Fall aber zu bejagen.
0 Kommentare
oder: Rom ist in Wuppertal
In diesen Tagen kehren die Teilnehmer der Wallfahrt nach Rom, zu der Stadt und Stadtdekanat Wuppertal eingeladen haben, nach Wuppertal zurück. Sie werden zahlreiche Eindrücke und unvergessliche Erlebnisse mitbringen. Ein Höhepunkt für die Wallfahrer war neben der Generalaudienz von Papst Benedikt XVI sicher auch der Gottesdienst in der Kirche San Lorenzo fuori de la mura, der Grabeskirche des hl. Laurentius, dem Stadtpatron Wuppertals. Die Wallfahrtsgruppe hat in dieser Kirche eine Plakette angebracht, mit der an den Besuch der Wuppertaler Wallfahrt gedacht wird. Zukünftige Besucher werden also immer auch an unsere Stadt erinnert.
1 Kommentar