Dies Domini. Erster Adventssonntag, Lesejahr C
Man kann es kaum glauben, wenn man in diesen Tagen durch die hell erleuchteten Straßen und Gassen der Städte läuft. Ein Lichtermeer bannt die Dunkelheit, die Nacht leuchtet hell wie der Tag. Es besteht kein Zweifel: Weihnachten naht. Der Mensch der Gegenwart setzt wieder einmal neue Maßstäbe – so wie Menschen es Generationen vor ihm gemacht haben. Ehedem war die Adventszeit eine Fastenzeit, die vierzig Tage vor der Weihnacht begann – am Tag nach dem 11.11., dem Martinstag. Fasten war damals eine Selbstverständlichkeit. In Zeiten, in denen der Kühlschrank noch nicht erfunden war und die vom Anfang des 15. Jahrhunderts bin in das 19. Jahrhundert währende sogenannte „kleine Eiszeit“ die Ernten witterungsbedingt nicht üppig ausfielen ließ, war Fasten geradezu eine Maßgabe der Vernunft: Nach der Herbsternte sparte man für den langen Winter Vorräte auf; am Ende des Winters waren die Vorräte dann aufgebraucht – man fastete erneut, weil einfach nichts mehr da war, diesmal allerdings vierzig Tage vor Ostern. Es fastet sich halt leichter, wenn man dem Unausweichlichen einen Sinn gibt. Transzendierter Hunger macht zwar immer noch nicht satt, aber man erträgt den Hunger möglicherweise leichter, wenn man ihn um Gottes willen auf sich zu nehmen glaubt.
Heutzutage sind die Regale in mitteleuropäischen Landen ganzjährig gefüllt. Zimt, Kardamom und andere Gewürze, die in früheren Jahrhunderten die Speisen haltbar machten, kitzeln die Gaumen jetzt durchgehend. Das kleineiszeitlich geprägte kollektive Gedächtnis germanischer Prägung sieht in Spekulatius deshalb immer noch ein weihnachtliches Gebäck, während andere Länder, wie etwa die Niederlande den kulinarischen Horizont längst geweitet haben und spekulatiusgefüllte Hähnchen eine Delikatesse sind, die man auch zu Ostern, Pfingsten oder am Konigsdag zu sich nehmen kann. Wo steht eigentlich geschrieben, was man nur im Advent essen darf und was nicht?
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Die Masken sind gefallen, die wahren Gesichter kommen wieder zum Vorschein. Im Kreis der Wiederkehr des ewig Gleichen schwillt nun das mediale Weißrauschen aus Fasten-Tipps, Fasten-Bekenntnissen und Fasten-Scheitern ans: Verzicht auf Alkohol, Zucker, Facebook. Fasten furios!
Wer auf Alkohol, Zucker oder soziale Medien verzichtet, ist noch lange kein Asket. Man verzichtet bloß auf ein wenig Luxus, gönnt sich aber gleichzeitig die Prognose einer schlechten Laune, die auch nicht anderes ist als das Symptom eines kalten Entzugs. Was glauben Sie denn?
Besonders ergreifend sind jene Schicksale, die das Fasten dann doch noch mit einem Sinn aufladen wollen. Am Ende des Alkoholverzichtes steht der medizinische Checkup – auf dass die Leberwerte wieder stimmen. Das Zuckerfasten dient dazu, den wie bei dem Konsum von Drogen gesteigerten Serotonin- und Dopaminspiegel zu senken, um wieder sensibler für die Welt zu werden. Freilich bezahlt man die gesteigerte Aufmerksamkeit mit der fastenmanipuliert erhöhten Ausschüttung der körpereigenen Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Cortisol, nach denen manche gar krankhaft süchtig werden. Der Verzicht auf soziale Medien schließlich wird nicht selten der eigenen Familie gewidmet, mit der man wieder mehr Zeit verbringen möchte.
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Dies Domini – Erster Fastensonntag, Lesejahr B
Seit dem vergangenen Mittwoch, dem Aschermittwoch, befinden wir uns wieder in der österlichen Bußzeit, oder auch der Fastenzeit.
„Fasten“ ist – wenn auch nicht im religiösen Sinne – aktuell wieder sehr modern, so befasste sich die Rheinische Post am Dienstag (13.2.2018) auf fast einer ganzen Seite mit dem Thema: Intervallfasten. Also 16/8 (16 Stunden nichts außer Wasser und ungesüßten Tee zu sich nehmen und 8 Stunden normal essen) oder 5/2 bzw. 4/3 Ess- bzw. Fasttage pro Woche. Angeblich tut dies dem Körper gut und entgiftet.
Könnte dies auch ein Erfolgsrezept für das vor-österliche Fasten sein? 2 Tage die Woche nur für Gott und ihn den Rest der Zeit außen vorlassen? Wohl eher nicht. Gott sollte – nicht religiös verklärt, sondern ganz alltäglich – seinen festen Platz in unserem Leben haben. So wie Valentinstag oder Muttertag nicht die einzigen Tage im Jahr sein sollten, an denen man seinem Partner bzw. seiner Mutter Zuneigung und Dankbarkeit entgegenbringt, sondern der Wertschätzung dieser wichtigen Menschen immer Raum gegeben werden sollte.
Die Vorbereitungszeit auf das Osterfest soll kein Verzicht, sondern ein „Mehr“ sein. So heißt es in einem Artikel auf katholisch.de zum Thema Fastenzeit:
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Dies Domini – Erster Fastensonntag, Lesejahr A
die Eintönigkeit des Lebens ist unübersehbar. Alljährlich geben Psychologen kurz vor Weihnachten über Presse, Funk und Fernsehen Tipps, wie man das Fest der Liebe streitminimierend überstehen kann. Zu Karneval ist der Äther voll von Empfehlungen, wie der Kater derjenigen zu bekämpfen ist, die wissen, dass man nicht auf Knopfdruck lustig wird, sondern durch die Kenntnis und physische Anwendung der richtigen Formel, die in der Sprache der Chemiker C2H6O lautet. Und wenn sich dieser Dunst verflüchtigt hat, gilt das mediale Interesse alle Jahre wieder dem Thema Fasten in all seinen Facetten: Heilfasten, Entschlacken, Kopfdruck und Mundgeruch – der Überfluss all dessen verstopft die Ohren. Und wer es hier noch nicht gehört hat, wird sicher von seinen näheren Bekannten über deren Fastenziele informiert. Es gelingt dem Menschen offenkundig nicht, den Mund leer zu bekommen. Wer auf die Aufnahme von Nahrung verzichtet, muss diesen Verzicht offenkundig mit der Anhäufung von Worten kompensieren. Es ist eben nicht leicht, wirklich frei zu werden.
Viele von denen, die in dieser oralen Phase – Fasten hin, Fasten her – hängen geblieben zu sein scheinen, verknüpfen dann auch die genussvolle Aufnahme leiblicher Speise mit der Sünde. Zugegeben: Das geschieht meist mit scherzhaftem Unterton. Und doch ist die Häufigkeit, mit der dieses Spiel der Worte verwendet wird, geeignet, den Genuss im Laufe der Zeit als Sünde zu diskreditieren. Worüber lange genug geredet wird, das schafft eben auch ein Bewusstsein. Nicht umsonst sind die wortvergeudenden Zeitschriften mit den Frauennamen über das Jahr gefüllt mit Abnehmratgebern und Diättipps; in der Fastenzeit aber wird auch dort gefastet. Erstaunlich, wie wenigstens in diesem Bereich die christliche Tradition die säkulare Sphäre durchsäuert wie Sauerteig.
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Lesejahr C – 1. Fastensonntag – Lk 4,1-13
Versuchung im Zwielicht
Das heutige Evangelium erzählt von der Versuchung Jesu in der Wüste, in der er vierzig Tage und vierzig Nächte lang gefastet hatte.
Romano Guardini macht uns auf einen oft etwas vernachlässigten Aspekt aufmerksam, wenn er die Frage des Versuchers „Wenn Du der Sohn Gottes bist ….“ in Beziehung zu der Versuchung an Adam im Anfang der Schöpfungsgeschichte setzt, wo es heißt: „Ob Gott wirklich geboten hat, von all den Bäumen im Garten dürft Ihr nicht essen?“ Es ist nicht die direkte Aufforderung, von Gottes Gebot abzuweichen. Es ist mehr so etwas hinten herum, ob nicht eigentlich sowieso auch Gott die Dinge nicht so eng sähe, wenn er genau jetzt diese Situation kennen würde? Ob nicht vielleicht mit gutem Willen auch in dieser Position noch etwas Gutes gesehen werden kann? Schließlich, was ist schon dabei, wenn man wirklich Gottes Sohn ist und was soll uns schon passieren, wenn wir doch auch Gottes Kinder ….
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