Die Freiheit ist billig geworden. Wenigstens scheint es so, wenn man die Diskussion um die Corona-Pandemie verfolgt. Deren Ende wird mit „Freedom Days“ gefeiert. Dann fallen die Masken, man verzichtet wieder auf Abstand (hoffentlich nicht auch auf den Anstand) und braucht endlich nicht mehr Hände waschen. Für manch einen scheinen das der bisher größte Freiheitsentzug des Lebens gewesen zu sein. Sicher: die Lockdowns haben vor allem für die Kreativen und Gastronomen herbe Einschränkungen und Verluste mit sich gebracht. Trotzdem konnte man sich frei bewegen, reden, seine Meinung äußern und sich – gerichtlich festgestellt – frei versammeln. Schon die kleinste Vorschrift, die zum gegenseitigen Schutz erlassen wurde, brachte aber bei manchen ein großes Protestbedürfnis zum Vorschein, das freilich frei und ungezwungen zum Ausdruck gebracht wurde. Was glauben Sie denn?
Viele erwarten jedenfalls die viel beschworene „Rückkehr zur Normalität“. Zwar weiß niemand so genau, wie „Normalität“ definiert ist. Sicher ist nur, dass man seine Freiheit wiederhaben möchte. Die Freiheit scheint eine Art Besitz geworden zu sein. Deshalb monieren ja viele, man hätte ihnen in den pandemischen Zeiten etwas gestohlen, was jetzt wieder restituiert, also wiederhergestellt werden soll. Dabei wird gerne übersehen, dass Vergangenes nicht wiederkommt. Wir können die Vergangenheit nicht wiederherstellen. Die, die am lautesten nach der Wiederherstellung ihrer geraubten Freiheit rufen, vergessen, dass etwas, das in den Dimensionen von Raum und Zeit im wahrsten Sinn des Wortes vergangen ist, nicht wiedererlangt werden kann. Es wird nicht mehr werden, wie früher. Nie mehr. Ist also alles verloren? Wurde die alte Freiheit wirklich geraubt?
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