Dies Domini – 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Nähert man sich der Lesung aus dem Buch Jesaja des heutigen Sonntags einmal nicht in freundlich-kritischer Distanziertheit, sondern lässt den Text auf sich wirken, wie er womöglich zur Entstehungszeit vor mehr als 2500 Jahren auf seine ersten Leser und Hörer gewirkt haben mag, so bemerkt man einen ganz freimütigen Nationalstolz:
„So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, …: Ich habe ihn an seiner rechten Hand gefasst, um ihm Nationen zu unterwerfen; Könige entwaffne ich, um ihm Türen zu öffnen und kein Tor verschlossen zu halten.“ (Jes 45,1)
„Um Israel, meines Erwählten willen.“ (Jes 45,4)
Ganz unverhohlen wird Gott in Anspruch genommen, um das heilige Bundesvolk, das eigene, zu preisen und seine Ehre zu betonen.
Wann waren Sie zum letzten Mal stolz auf Ihr Land, Ihre Religion, Ihre Kirche vor Ort, Ihre Familie, Ihre Partei, wenn Sie irgendwo Mitglied sind, irgendeine Gruppe, der sie angehören? Ist das, abgesehen vom Fußballverein, überhaupt noch erlaubt? Entspricht es überhaupt noch der political correctness?
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Dies Domini – 30. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Liebe Leserinnen und Leser,
dunkler wird es in diesen Tagen, die Schatten werden länger. Das Äquinoktium ist noch nicht lange Vergangenheit. Die Sehnsucht nach heller Wärme und lichter Freude erwacht aber jetzt schon in den Seelen der Menschen. Der Nebel der immer tiefer dräuenden Wolken aber drückt so manchen jetzt schon aufs Gemüt.
Der Mensch als Wesen, das mit der Fähigkeit der Phantasie begabt ist, kennt viele Fluchtmöglichkeiten aus der dunklen Gegenwart. Immer weniger benötigt er dazu die Pfade der eigenen Träume. Augmented Reality heißt die Heilsverheißung der Gegenwart. Wo früher ein virtuelles Brett vor dem Kopf den Blick auf das Offensichtliche verstellte, tragen immer mehr Zeitgeister einen Plastikkasten mit integrierter High-End-Technik vor dem Lobus frontalis, jenem Teil des Gehirns, der einst als das menschlichste galt, wird er doch von manch einem Autor gar als „Organ der Zivilisation“ bezeichnet. Der Evolution hat es gefallen, dem Lobus frontalis die Regulierung der kognitiven Prozesse zuzuweisen, so dass der Mensch an sich in der Lage ist, situationsgerechte Handlungen auszuführen. Der Stirnlappen prägt somit in wesentlicher Weise die Persönlichkeit und das Sozialverhalten eines Individuums. Von hier aus wird die angemessen Interaktion mit der Umwelt gesteuert, in der sich das Individuum nicht zuletzt durch seine Sinne verortet, jene Sensoren, die bereits durch einen High-Tech-Plastikkasten so manipuliert werden können, dass der Mensch Welt und Wirklichkeit enthoben Scheinwelten für real hält. Augmented Reality nennen das die intelligenten Designer der Gegenwart, wörtlich also erweiterte Wirklichkeit. Das vor Augenscheinliche wird zur Realität erklärt; der Mensch überlässt sich der Täuschung der Sinne. Hier zeigt sich, dass diejenigen, die nur dem vertrauen, was sie sehen, hören und fühlen, nur allzu schnell den Boden unter den Füßen verlieren können: Am Abgrund stehend mag die virtuelle Scheinwelt das Tor zum Garten Eden suggerieren, von dem nur noch ein Schritt trennt, jener Schritt, der dem Leben in der physischen Welt ebenso ein jähes Ende bereiten wird, wie den selbstinszenierten Traumwelten aus Polymeren.
Die Parallelwelt aus Plaste und Elaste ist aber nicht der einzige Fluchtort, dem Menschen angesichts der harten Realität der Welt, wie sie ist, zustreben. Der Mensch ist auch in der Lage, die Herausforderungen der Gegenwart einfach wegzulächeln. Lachen verursacht unter anderem die Ausschüttung Endorphine aus, jenes vom Körper selbst erzeugte Opioid, das neben schmerzstillender Wirkung auch noch gute Laune macht. Endorphine können süchtig machen. Sportler kennen das, vor allem Extremsportler. Man muss nur durchhalten, um über den Punkt der Endorphinausschüttung hinwegzukommen. Regelrecht high werden sie dann, wenn sie den Schmerz nicht mehr spüren und sich dem Rausch der Hormone hingeben können. Interessanterweise kann der gleiche Vorgang auch durch intensives Beten herbeigeführt werden. So stellt der Psychologe Eckart Straube auf die Frage, ob der Glaube wie ein Placebo sei, das nur wirke, wenn jemand davon überzeugt ist, fest:
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Die Adventszeit schreitet voran. Nur noch eine Woche, dann steht das Weihnachtsfest schon vor der Tür. In der zweiten Lesung zum dritten Adventssonntag im Lesejahr C heißt es:
„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.“ (Philliperbrief 4,4-5)
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Lesejahr C – Lk 22,14-23,56
Vertrauen bis zuletzt
An diesem Sonntag, dem Palmsonntag, an dem wir die Passionsgeschichte Jesu nach dem Bericht des Evangelisten Lukas vorgetragen bekommen haben, werden wir vor eine schwierige Herausforderung gestellt. An kaum einer anderen Stelle des Kirchenjahres fallen Freude und Trauer, Hoffnung und Angst so auf einen Punkt wie am Palmsonntag. Gerade wird Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem freudig begrüßt und gerade noch huldigen ihm die Menschen und singen „Hosianna“, da bricht die Leidensgeschichte in diese Hosianna-Freude.
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„Karneval? – Dafür bin ich zu alt.“ „Karneval? – Der ist doch erst am Sonntag, wenn der Zug geht.“ „Karneval? – Ich brauche keine 5.Jahreszeit, um mich ‚auf Befehl‘ zu freuen.“ Drei Aussagen, die ich in den letzten Tagen in Wuppertal hörte und mich, als Kölner und bekennender Karnevalsfreund, innerlich schmunzeln ließen. Zu alt? Erst oder nur am Sonntag? Auf Befehl? Echte Karnevalsfreunde werden auf solche Vorbehalte gar nicht kommen. Aber es stimmt schon: Hier geht es nicht darum, etwas zu „müssen“. Die Karnevalstage sind ein Angebot, das Leben ein Stück bunter zu erleben, als es die manchmal graue und triste Alltagswelt zulässt. Hinter den dichtesten Wolken scheint ja immer noch leuchtend die Sonne. Und auch unter gewaltigen Schneemassen findet sich die fruchtbare Erde, die sich schon bald wieder für neue blühende Pflanzen öffnet.
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