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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 27. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Zu den Errungenschaften der Neuzeit gehören literarische Erzeugnisse, die den vielversprechenden Titel „Bedienungsanleitung“ tragen. Nicht selten sind sie der Gattung der Realsatire zuzuordnen. Manche dieser Kunstwerke sprachlicher Sparsamkeit lassen den Leser zwischen Verzweiflung und Erheiterung schwanken – vor allem dann, wenn kultur- und sprachraumübergreifend Übersetzungen zum Tragen kommen, die – damit das neu erworbene Gerät nicht durch den Einsatz menschlicher Dolmetscher verteuert wird – von einer willfährigen und allzeit bereiten Maschine mit dem viel versprechenden aber doch etwas übertriebenen Namen „Sprachcomputer“ oder „Übersetzungsprogramm“ erstellt wurde. Manch eine sprachliche Blüte entsteht auf diese Weise, lässt aber erkennen, dass die „Bedienungsanleitung“ bestenfalls ein fiktionales Gerät beschreibt, das jedenfalls nicht mit dem identisch ist, dass der gerade noch stolze Besitzer frisch ausgepackt vor sich stehen hat.

„Bedienungsanleitungen“ sind wie kaum sonst ein literarisches Erzeugnis geeignet, das Unvermögen der menschlichen Sprache aufzudecken. Man kann noch so viele Worte machen: das Eigentliche bleibt ungesagt. Es ist die Intuition des Menschen, die ein Gerät dann doch noch nutzbar macht. Es verwundert daher nicht, dass viele Produzenten mittlerweile auf die Herausgabe von Bedienungsanleitungen verzichten. Stattdessen machen sie ihre Geräte intuitiv bedienbar. Im Entdecken und Erleben erschließt sich der Gebrauch. Das Erleben geht vor der Beschreibung des Erlebens. Noch so viele Worte können das Leben selbst nicht beschreiben, sondern stellen immer nur ein unvollkommenes Abbild dar.

Die frühen Christen wussten um dieses Phänomen. Sie hatten keinen Zweifel daran, dass man nicht über das Heil reden kann; man musste Heiliges erleben und erfahren, um dadurch verändert heilig leben zu können. Die Erfahrung ging der Lehre voraus, das Sakrament stand vor der Katechese. Man war sich bewusst, dass man nicht über etwas reden kann, was man nicht erlebt hatte. Über die Bedeutung der Taufe etwa kann man viele Worte verlieren. Dass sie ein Mitsterben und Mitauferstehen mit Christus ist, wurde denen, die in der frühen Kirche getauft wurden, im Erleben der Taufe selbst unmittelbar deutlich: Das Ablegen des alten Menschen im Ablegen der Kleidung, das Hineinsteigen in das Taufbecken, das Untertauchen in das Wasser – besser: das dreimalige Untergetaucht- und Unter-Wasser-Gehalten-Werden – bis einem fast die Luft wegblieb, das dreimalige Heraufgehoben-Werden, bei dem man begierig die Luft wie neues Leben einsog, und schließlich das Anlegen der weißen Gewänder machten deutlich, dass man aus dem Taufbecken neu Geborener stieg – all das machte auf eine unmittelbare, mit Worten nicht sagbare Weise deutlich:


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kath 2:30 Dies Domini„Es war einmal“ – so fangen gewöhnlich Märchen an. Jedem, der sie hört oder liest, ist klar: Das, was jetzt kommt, ist so nicht geschehen; aber das was erzählt wird, besitzt trotzdem Wahrheit. Es ist eine Wahrheit, die tiefer liegt als das bloß Sicht- und Messbare. Es ist die Moral von der Geschichte. Es ist eine ethische Wahrheit. Märchen sind wahr und wirklich. Sie wirken, weil Geschichten mehr erinnert werden können als Lehren.

„Es war einmal“ – mit diesen Worten beginnt auch das Evangelium des 26. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahrs C nach der Einheitsübersetzung. Wörtlich übersetzt müsste der Anfang heißen: „Es war ein gewisser Mensch.“ Die Einheitsübersetzung liegt trotzdem auf der richtigen Linie. Denn die Geschichte, die Jesus erzählt, ist eingebettet in einen Dialog, den er mit den Pharisäern im Anschluss an seine Mahnung führt, man könne nicht zwei Herren dienen, Gott oder dem Mammon. Von denen, mit denen Jesus spricht, wird gesagt, sie hingen am Geld und lachten über Jesus (vgl. Lukas 16,14). Jesus hält ihnen ihr bigottes Verhalten entgegen:

Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel. (Lukas 16,15)

Daran schließt sich ein kurzer Exkurs über die Gültigkeit des Gesetzes an, dessen Zeit mit Johannes – gemeint ist Johannes, der Täufer – zu Ende ging; jetzt ist die Zeit des Reiches Gottes. Das Gesetz aber vergeht nicht. Die, die sich auf das Gesetz berufen und glauben, ihr Wohlstand zeige an, wie sehr Gott sie für das Befolgen des Gesetzes belohne, werden die Folgen des Gesetzes zu tragen haben.


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kath 2:30 Dies DominiAuch nach 2000 Jahren christlicher Glaubens- und Theologiegeschichte mangelt es vielen noch an einem grundlegenden Vertrauen in die barmherzige Liebe Gottes. Glaube, so scheint es, wird von den Frommen als Fürwahrhalten von Lehrsätzen verstanden. Diese Wahrheit wird in sich nicht hinterfragt. Sie ist objektiv gegeben, gewissermaßen vom Himmel gefallen. Deshalb scheint es auch aus dieser Sicht auch zu reichen, diese Wahrheitssätze in Katechismen zu sammeln und auswendig zu lernen. Sie zu verstehen ist dann nicht relevant. Das Evangelium zu verkünden ebenso wenig. Allein die korrekte Wiedergabe der Lehrmeinung zählt. Wer das nicht glaubt: ἀνάθημα ἔστω (anathema esto) – der sei verflucht!

Das Anathem – es steht am Ende vieler lehramtlicher Definitionen, die Konzilien hervorgebracht haben. Das Anathem zieht die Grenze zwischen dem, was zum Glauben gehört, und dem, was nicht zum Glauben gehört. Durch das Anathem wird der christliche Glaube definiert: Wer das nicht glaubt, der sei verflucht und ausgeschlossen.


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kath 2:30 Aktuell LogoDas Christentum und die Beschneidung

Das Urteil, mit dem das Landgericht Köln Ende Juni 2012 die Rechtswidrigkeit religiös motivierter Beschneidungen festgestellt hat, hat eine heftige Kontroverse ausgelöst. Dabei fällt auf, dass die Kampflinie durch die jeweiligen Standpunkte bestimmt wird, die die Kontrahenten aufgrund ihrer jeweiligen Profession innehaben. Juristen sehen die Rechte des Kindes gefährdet, Mediziner die körperliche Unversehrtheit des Kindes und Theologen die Religionsfreiheit. Jeder steht für seine Werte ein – aber niemand scheint in der Lage zu sein, die Werte gegeneinander abzuwägen. Denn eins steht fest: Nur der jeweils eigene Wert ist es wert beachtet zu werden.


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kath 2:30 Dies Domini6. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C) – Apg 15,1-2;22-29, Offb 21,10-14;22-23, Joh 14,23-29

Vom Frieden – nicht von dieser Welt

Die Lesungen des heutigen Sonntags führen uns zunächst in der Apostelgeschichte mitten hinein in eine der schwersten Auseinandersetzungen der frühen Kirche: Ein ganzes Konzil – das Apostelkonzil – braucht es, um die schwierige Frage zu entscheiden, wie es mit den Heidenchristen weitergehen soll. Schließlich stand damals die kirchliche Praxis in beträchtlicher Spannung zu dem Wort Jesu, wonach erst Himmel und Erde vergehen müssten, bevor auch nur der kleinste Buchstabe des jüdischen Gesetzes geändert würde (Mt 5, 17). Jetzt kommt eine in ihrem Anspruch ungeheuerliche Wende: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen …“. Das ist wirklich ein Tusch. Es bestehen Schwierigkeiten, die Jünger Jesu, die nicht aus dem Judentum stammen, wollen eine Lösung ihrer unklaren Situation: und in gleichsam göttlicher Vollmacht entscheiden die Apostel, was man eine rheinische Lösung nennen könnte: keine Beschneidung und keine detaillierten Vorschriften, aber ein paar Grundsätze werden übernommen.


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kath 2:30 Dies Domini5. Fastensonntag Lesejahr C – Johannes 8,1-11
„Jeder kehre vor seiner eigenen Tür“

Auch dieses Sonntagsevangelium konfrontiert uns wieder mit dem Themenkomplex Schuld und Sünde sowie Vergebung und Verzeihung.
Auch wenn die Ehebrecherin nach dem Gesetz hätte gesteinigt werden müssen, legt Jesus hier, wie so oft, einen anderen Maßstab an. Ohne die Schuld der Ehebrecherin zu mindern, macht er deutlich, dass – wie wir es heute sprichwörtlich sagen – sich „jeder an die eigene Nase packen“, „zuerst vor der eigenen Tür gekehrt werden“ und „eher der Balken im eigenen Auge als der Splitter im Auge des Anderen betrachtet werden“ sollte. Diese Aufforderung scheint die Umstehenden zu beeindrucken, denn sie nehmen von ihrem Vorhaben Abstand, da offensichtlich niemand die Bedingungen Jesu – selbst ohne Sünde zu sein, um einen Stein werfen zu dürfen – erfüllen kann.


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