Dies Domini – Dritter Fastensonntag, Lesejahr B
Das Evangelium dieser Woche steht in deutlichem Gegensatz zu dem oftmals vorherrschenden „weichgespülten“ Jesusbild. Er rastet aus und treibt zornig alle Händler aus dem Tempel, schüttet das Geld der Wechsler aus und stößt die Tische um:
„Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle“ (Joh 2,16).
Kein „könnten Sie vielleicht eventuell demnächst mal ihre Sachen zusammenpacken und den Tempel verlassen“, kein freundliches Nachfragen, kein erstmal vorsichtiges Betrachten einer üblichen Verfahrensweise rund um den Opferkult im Tempel, sondern offensichtlich überschreitet dieses (damals vollkommen „normale“) Handelstreiben im Tempel (bzw. eher in dessen Vorhof) eine Grenze, die für Jesus nicht mehr diskutierbar ist. Hier kann nicht mehr gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden, sondern es gibt für Jesus nur einen möglichen Weg: der Tempel und sein Vorhof müssen ausschließlich dem Gebet gewidmet sein und das geht nur ohne Händler und Wechsler. Ein Ort des Gebetes für Juden und Heiden (denn diese durften nur in den Vorhof), auch offen für die, die sich am Tempelkult aus finanziellen Gründen nicht beteiligen konnten wollte Jesus damit wohl ermöglichen im Heiligtum seines Vaters.
Gibt es eigentlich auch für uns diese „roten Linien“? Gibt es Themen bei denen wir uns nicht versuchen dem gesellschaftlichen Mainstream anzupassen, sondern zu unserer christlichen Überzeugung zu stehen?
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Dies Domini – 6. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Der Fels erodiert zu Sandkörnern. Diesen Eindruck kann man bekommen, wenn man die Diskussionen verfolgt, die sich nicht erst seit der Veröffentlichung der Ergebnisse, die sich aus den Antworten auf Fragen des Vorbereitungsdokumentes zu dritten außerordentlichen Versammlung der Bischofsynode zu den pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung ergeben haben. Die Medien sind immer noch voll von den Meldungen, dass das Kirchenvolk offenkundig die offizielle Lehre der Kirche in den Fragen von Ehe, Familie und Sexualmoral nicht teilt. Dass dieser Bruch schon seit der Enzyklika „Humanae vitae“ (1968) von Papst Paul VI faktisch existiert, ist eigentlich kein Geheimnis gewesen. Umso überraschender ist die Überraschung, die jetzt allenthalben herrscht. Allzu viele scheinen in der katholischen Heimlichkeit die Augen vor der unheimlichen Wirklichkeit verschlossen zu haben.
Nun tritt aber nicht nur der Bruch zwischen amtlicher Lehre und der Realität der Lebenswirklichkeit der Glaubenden offen zutage. Auch der lange Zeit monolithisch erscheinende Block des Episkopates offenbart Risse, wie sie sonst nur im Gebirge sichtbar werden, wo das Auftauen des ewigen Eises Gerölllawinen und Felsstürze auslöst. Selbst die mächtigsten Gebirge sind dynamischen Veränderungen unterworfen. Auch ein Fels ist nicht für die Ewigkeit gemacht.
Die gegenwärtige Diskussion in Deutschland wurde vor allem durch eine Stellungnahme des Trierer Bischofs Stephan Ackermann ausgelöst, die in der Allgemeinen Zeitung (Rhein Main Presse) veröffentlicht wurde. In dem Bericht, der am 6. Februar 2014 veröffentlicht wurde, stellt Bischof Ackermann fest:
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Es ist die Woche der großen Interviews des Papstes gewesen. Allein schon die Tatsache, dass ein Papst freimütig Rede und Antwort steht, ist ein Zeichen, dass hier nicht bloß ein Windhauch säuselt. Es deutet sich eher ein grundlegender Klimawandel an, der Schritt für Schritt die Kirche erfassen wird. Es scheint so, als sei die Zeit gekommen, von der es in der ersten Lesung des 27. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres C heißt:
Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, was du siehst; aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung; wenn es sich verzögert, so warte darauf; denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus. (Habakuk 2,3)
Die Zeit des Wartens war lang. Viele haben oft und viele Male auf die Notwendigkeit der Änderung hingewiesen. Oft wurde mit dem Hinweis auf die Tradition und die Hierarchie betont, dass alles so sein müsse, wie es ist. Und nun kommt dieser Papst aus Argentinien und stellt allein durch sein Handeln das bisher Geltende auf den Kopf.
Das ist neu und stiftet bei vielen Hoffnung. Doch nicht alle können sich freuen. Die Traditionalisten, die die Tradition, die doch der Vorgang der Weitergabe ist und damit nach vorne drängt, schon dadurch verraten, dass sie das Vergangene festhalten wollen, löst das Verhalten des Papstes Befremden aus. So wertet etwa Matthias Gaudron von der traditionalistischen Piusbruderschaft in Deutschland die Absage des Papstes an eine übertriebene Suche nach Sicherheit im Glauben als „sehr problematisch“ (Quelle: katholische.de)
Aber auch bei vielen Progressiven, die lange Jahre auf eine Veränderung in der Kirche gehofft haben, herrscht bisweilen Skepsis. Es scheint, als trauten sie den neuen Zeichen nicht. Oft werden dann Desiderate aufgezählt, die der Papst schuldig geblieben ist. Er hat dann dies nicht gesagt und das nicht getan. Das was bisher in den nur gut sechs Monaten des franziskanischen Pontifikats getan hat, wird dann bestenfalls als Wetterleuchten gedeutet, vielleicht noch als Wetterumschwung, auf den dann doch wieder das alte Nebelwetter folgen wird. Es hat manchmal den Anschein, als herrsche auch hier Angst vor zu viel Veränderung. Was passiert, wenn die eigenen Träume erfüllt werden? Ist man dann noch als Kritiker gefragt?
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Er hat es tatsächlich getan. Papst Franz hat es wirklich getan. Er hat seine erste Messe als Papst in der sixtinischen Kapelle zum Volk gewandt an einem Sperrholzaltar gefeiert. Er hat auf die traditionellen päpstlichen Kleidungsstücke wie Mozzetta und die roten Schuhe verzichtet. Und unglaublich: Er verzichtet auf das goldene Papstkreuz. Er fährt Bus! Und er bezahlt seine Rechnung! Eine Sensation jagt die Nächste. Da kommt manche im Alten verhaftete katholische Seele nicht mit, so dass etwa das traditionalistische Online-Organ „Katholisches. Magazin für Kirche und Kultur“ in einem Beitrag, der sowohl im Ton wie in der Zielrichtung mehr an verschrobener Geisteshaltung offenbart, als den Autoren lieb sein kann, erschrocken die Frage stellt, ob die Kurienreform mit dem falschen Schritt beginnt (Quelle: Katholisches).
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Eine Stellungnahme aus der Sicht eines Beraters für Kriegsdienstverweigerer zur aktuellen Afghanistandiskussion
Das Streben nach Frieden und Gerechtigkeit gehört wohl zu den größten Sehnsüchten der Menschheit. Frieden und Gerechtigkeit zu sichern, ist nach dem zweiten Weltkrieg und der mit dem ersten Atombombenabwurf sichtbar gewordenen Möglichkeit der Selbstzerstörung der Menschheit zur Überlebensfrage geworden. Dies gilt umso mehr, als nicht nur das zerstörerische Potential der Waffen in den letzten Jahren und Jahrzehnten stetig potenziert worden ist. Darüber hinaus sind und können diese Waffen auch in Hände von Staaten und „Privatpersonen“ geraten, die nicht kontrollierbar sind. Gleichwohl zeigt der 11. September 2001, dass der Mensch nicht unbedingt solcher High-Tech-Waffen zur Umsetzung irrationaler Aggressionen bedarf. Gerade dieses Ereignis und die daraus resultierenden Folgen führen aber nicht nur die Aktualität der Frage von Krieg und Frieden, sondern vor allem die Frage nach der Gerechtigkeit vor Augen. Hierzu möchte ich im Folgenden einige Gedanken aus meiner Sicht als Berater für Kriegsdienstverweigerer ausführen.
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Das Dilemma gehört zum Wesen des Menschen. Tagtäglich stehen wir vor eine Unzahl von Entscheidungen. Und sich für etwas zu entscheiden, heißt immer auch eine Entscheidung gegen etwas.
Nur wenige Entscheidungen beinhalten eine moralische Qualität. Aber gerade diese Entscheidungen sind weitreichend. Nicht selten sieht sich der Mensch angesichts solcher Entscheidungen vor dem Dilemma zwischen Pflicht und Schuldigkeit. Von einem solchen Dilemma erzählt der Kurzfilm „Eine hundertstel Sekunde“ von Susan Jacobson (sehen Sie hier den Film auf Youtube).
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