In Episode 31 präsentieren wir eine Animation zur „Offenbarung des Johannes“. Untermalt durch die Musik von Gustav Holst.
Bei iTunes.
Podcast: Download
Subscribe: Apple Podcasts | Android | RSS
1 Kommentar
Dies Domini – Zweiter Sonntag nach Weihnachten, Lesejahr A
Dass Weihnachten nicht der Mittelpunkt des Neuen Testamentes ist, lässt sich allein schon an der vergleichsweise mageren Textausbeute ablesen. Während Paulus im Galaterbrief immerhin anmerkt, dass Jesus von einer Frau geboren wurde (Galaterbrief 4,4), kennt das älteste Evangelium, das Markusevangelium, überhaupt keine Weihnachtsgeschichte; es beginnt mit dem Auftreten Johannes des Täufers.
Der Mittelpunkt der neutestamentlichen Botschaft ist die Verkündigung desjenigen, der am Kreuz starb und von den Toten auferstand. Der Kreuzestod galt als unmittelbarer Ausweis der Gottverlassenheit. Keiner, der auch nur annähernd in der Gunst Gottes stand, konnte von Gott der Grausamkeit dieses Todes überlassen werden. Wenn also jemand am Kreuz starb, war in sich zweifelsfrei klar, dass ein solcher von Gott verlassen sein musste. Dass Jesus aber trotzdem von den Toten auferstand, pervertierte diese scheinbar selbstverständliche Sichtweise: Die Auferweckung vom Tode kommt einem Schöpfungsakt gleich, den nur Gott bewirken kann. Der Gottverlassene wird durch einen göttlichen Akt auferweckt. Da stellt sich doch die Frage, ob Gott nicht überhaupt in diesem Jesus wirksam war. Was ist um diesen Mann aus Nazareth?
0 Kommentare
Für Menschen, die mit der D-Mark groß geworden sind, ist es kein Wunder, dass Limburg mehr ist als eine kleine Provinzstadt an der Lahn. Der Limburger Dom zierte schließlich einmal den 1.000-D-Mark-Schein bis er durch die Einführung des Euro durch Brücken, die die Menschen Europas miteinander verbinden sollten, abgelöst wurde. Den Limburger Dom mit sich herum zu tragen, war also etwas Besonderes. Und wer den Limburger Dom erblickte, wenn er den Elzer Berg auf der A3 in Fahrtrichtung Süden bußgeldlos hinter sich gebracht hatte, erfreute sich nicht nur deshalb am Anblick dieser frühgotischen Schönheit, die sich auf dem Felsen erhebt. Limburg, diese kleine Stadt ist immer schon – ohne es zu wollen – irgendwie mit Verheißung und Erfüllung verbunden gewesen.
Wer hätte gedacht, dass diese kleine hessische Stadt als Hort der Unbeugsamkeit wieder in den Fokus der Öffentlichkeit geraten würde. Wer durch die Gassen der schönen wie verschlafenen Altstadt Limburgs flaniert, ahnt zuerst einmal nicht, dass hier der Funke an die Lunte einer Diskussion gelegt wurde, die die Öffentlichkeit schon seit Wochen in Atem hält. Die Symbolkraft des ICE-Bahnhofs Limburg-Süd, der fast auf der Mitte der Schnellfahrtstrecke Köln-Rhein/Main liegt, die das Heilige Köln mit der Finanzmetropole Frankfurt verbindet, ist da ungleich höher, wenn auch nüchterner und schmuckloser. Die erhabene Größe und Unantastbarkeit des dem Drachenkämpfer St. Georg geweihten Domes kontrastiert mit der auf mobile Funktionalität angelegten, optisch unbedeutenden Architektur der Schnellzughaltestelle. Limburg, das könnte die Botschaft dieses Kontrastes sein, steht für den Aufbruch einer Kirche, die die Bürde einer großen Vergangenheit trägt, in die Welt von heute. Die Wucht, mit der der Limburger Funke gezündet hat, lässt darauf schließen, dass die so ausgelöste Diskussion längst überfällig war und ist.
0 Kommentare
Gottes Gegenwart ist alltäglich. Wer die Augen öffnet, kann sie überall entdecken. Zweifelsohne braucht man dafür schon einen besonderen Sensus, denn sie erschließt sich nicht notwendigerweise. Es ist durchaus verständlich, wenn viele auch ohne die Vergegenwärtigung Gottes in der Welt zurecht kommen. Es liegt in der Natur der Schöpfung, dass man in ihr leben kann, ohne permanent Gott darin zu entdecken. Die Schöpfung selbst verdankt sich ja aus christlich-jüdischer, aber auch muslimischer Perspektive einem Schöpfungsakt des Allmächtigen. In seiner Allmacht hat er sich aber nicht einfach ein nettes Spielzeug gemacht. Gott spielt nicht mit der Schöpfung. Er liebt sie. Weil Liebe nie für sich bleiben kann, fließt die Liebe Gottes in die Schöpfung über. Wo Liebe ist, da muss Freiheit sein. Der Mensch ist frei, Gott in der Schöpfung zu erblicken – oder eben nicht. Wenn Gott dem Menschen Freiheit gibt, dann kann er es dem Menschen nicht übel nehmen, wenn dieser von der Freiheit Gebrauch macht.
Gottes Gegenwart ist alltäglich. Der Alltag besteht aus Gewohnheiten. Gottes Gegenwart ist zur Gewohnheit geworden. Woran man gewöhnt ist, das verliert den Charakter des Besonderen. Gottes Gegenwart ist eben nicht außergewöhnlich. Außergewöhnlich ist es, wenn diese Gegenwart plötzlich offenbar wird. Außergewöhnlich ist das vor allem dann, wenn sich dieses Offenbarwerden im Alltäglichen ereignet.
0 Kommentare
Kleriker vs. Laien – ein katholisches Schisma? – Dies Domini – 7. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C
7Die Einheit der Christen gehört zu den in vielen Predigten und Kirchentagsreden beschworenen Zielen der modernen Jesusjünger. „Alle sollen eins sein“ – so lautet auch der Wunsch, den Jesus kurz vor seinem Tod in den johanneischen Abschiedsreden äußert (Johannes 17,21). Schaut man aber auf die Kirchengeschichte, so scheint der Drang zur Einheit nur all zu oft einer zur Verurteilung Andersdenkender neigenden schismatischen Tendenz unterlegen zu sein.
Die Zertrennung ereilte schon die früheste Kirche. Gerade eben durch das Wirken des Heiligen Geistes am 50. Tag nach der Auferstehung Jesu Christi entstanden, ist die kirchliche Einheit schon früh durch den Streit um die Heidentaufe bedroht. Das Apostelkonzil, von dem die Apostelgeschichte (Apg 15,1-35) und der Galaterbrief (Gal 2,1-10) berichten, bringen eine erste Klärung. Aber schon die Reaktion des Petrus in Antiochien zeigt, dass er Streit noch lange nicht beigelegt ist (vgl. Galaterbrief 2,11-14). Paulus, der sich bei dem Apostelkonzil zu einer Kollektensammlung in den von ihm begründeten heidenchristlichen Gemeinden für die judenchristliche Jerusalemer Urgemeinde verpflichtet hatte, sieht sein Werk wenige Jahre später grundsätzlich in Gefahr. So bittet er am Ende seines letzten von ihm erhaltenen Schreibens:
Ich bitte euch, meine Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn, und bei der Liebe des Geistes: Steht mir bei, und betet für mich zu Gott, dass ich vor den Ungläubigen in Judäa gerettet werde, dass mein Dienst in Jerusalem von den Heiligen dankbar aufgenommen wird. (Römerbrief 15,30f)
7 Kommentare
Zu den vermeintlich unhinterfragbaren Voraussetzungen des Katholischen gehört die Ansicht, Petrus sei der erste Papst gewesen. Häufig wird hierfür der euphorische Ausruf Jesu angeführt, der sich singulär im Matthäusevangelium findet:
Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten des Hades werden sie nicht verschlingen. (Matthäus 16,18)
Jesus antwortet mit diesem Ausruf, der den Beinamen Petrus des Simon wortspielerisch aufnimmt, auf dessen Messiasbekennntis. Schon wenige Verse später ist die Euphorie schon Makulatur. Petrus, der nicht wahrhaben will, dass sich die Messianität Jesu in seinem Leiden und Sterben offenbaren wird, wird von Jesus brüsk mit folgenden Worten abgewiesen:
Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. (Matthäus 16,23)
Der Fels ist schnell erodiert. Ist eine Kirche, die auf diesem Fundament aufbaut, nicht doch auf Sand gebaut?
1 Kommentar
Nicht nur der politische Alltag ist von einem Phänomen geprägt, dass in der Gegenwart eklatant um sich greift: Die Differenz zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten und der damit verbundenen Diskontinuität zwischen dem Gesprochenen und der gelebten Wirklichkeit. Allzu häufig beinhaltet der Hinweis „Es gilt das gesprochene Wort“, der sich auf Manuskripten findet, die Vortragende häufig vorab an Journalisten und andere Interessierte verteilen lassen, daher eine realsatirische Anmutung. Ja, wenn es denn wirklich gelten würde!
In der jüngsten Vergangenheit hat die Nachricht über die Selbstanzeige von Ulrich Hoeneß vor Augen geführt, wie schnell die fragile Verbindung zwischen Anspruch und Wirklichkeit zerreißt und der eben noch ob seiner samaritanischen Ritterlichkeit gefeierte Held in den mit Urgewalt aufbrechenden Orkus einer sich medial rasant verbreitenden Empörung stürzt. Das Band der Sympathie ist schmal und offenkundig nur wenig belastbar. Die Glaubwürdigkeit hängt eben nicht nur an dem Gesagten. Glaubwürdig ist, wer auch nach dem handelt, was er redet. Versprecher sind noch lange keine Versprechen. Wer etwas bewirken will, sollte sich deshalb prüfen, ob sein gesprochenes Wort wirklich gilt – vor allem für ihn selbst.
1 Kommentar
Theologen nennen einen Text sperrig, wenn man zu einem zeitkonformen Verständnis einige Klimmzüge machen muss. Ganz besonders sperrig ist die Offenbarung des Johannes, aus der die zweite Lesung des heutigen Sonntags stammt. In dieser Sammlung von apokalyptischen Visionen, die vor dem Hintergrund der frühen Christenverfolgung eine Deutung der realen historischen Bedrängnisse im Licht der Heilsgeschichte bieten wollen, gehört der heutige Text zu den besonders tröstlichen, in dem allerdings dies sonderbare Bild vom Lamm, das die Herde weidet und zu den Quellen des Lebens führen wird, im Mittelpunkt steht.
0 Kommentare
Am 14. April 2012 teilte Papst Benedikt in einem Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz seine Entscheidung mit, dass bei der deutschen Übersetzung der Einsetzungsworte in der Eucharistiefeier sei das „pro multis“ nicht mehr mit „für alle“, sondern mit „für viele“ wieder zu geben. Diese Entscheidung war nicht nur Anlass für einen intensive exegetische und liturgietheologische Diskussion, die bis in die heutigen Tage anhält, wie nicht zuletzt der Beitrag „Vergiftung des Heiligtums?“ von Andreas Odenthal und Wolfgang Reuter in der Herder Korrespondenz (Ausgabe 4/2013) zeigt. In semantischer Sicht wurde vor allem hinterfragt, was die Änderung den soteriologisch, also für die Erlösungsfrage bedeutet; „viele“, so betonten einige – meist in der Ansicht, selbst auf der richtigen Seite zu stehen – das seien eben nicht alle. Es sei ja ein Gebot der menschlichen Freiheit, sich von Gott abwenden zu können. Und wer von dieser Freiheit Gebrauch mache, der habe dann eben die Konsequenzen des Heilsverlustes zu tragen.
0 Kommentare
Es gibt Texte und Erzählungen in der Bibel, die scheinen einem so vertraut, dass schon bei der bloßen Erwähnung der Szene Bilder entstehen, die an Eindeutigkeit nur wenig zu wünschen übrig lassen. Zu diesen Erzählung gehört zweifellos auch das Evangelium von ungläubigen Thomas, der nur dann an den Auferstandenen zu glauben bereit ist, wenn er seine Finger in die Male der Nägel und seine Hand in die Wunde seine Seite legen darf. Diese Begebenheit, die im Johannesevangelium überliefert ist (Johannes 20,19-31), wird jährlich am 2. Sonntag der Osterzeit, dem sogenannten „Weißen Sonntag“ verkündet. Fast unwillkürlich erscheint vor dem inneren Auge des Hörers ein Bild, dass Michelangelo Merisi da Caravaggio, der italienische Maler des Frühbarocks, 1603 auf die Leinwand bannte.
0 Kommentare