Herzlich Willkommen bei kath 2:30, dem Blog der Katholischen Citykirche Wuppertal.
Hier geht es zum Videopodcast von kath 2:30.
Besuchen Sie auch die Mystagogische Kirchenführung.
Oder die Seite des Heiligen Laurentius, unter Stadtpatron Wuppertal.

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 10. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Die Nacht erst macht offenbar, was Tag ist. Erst das Erleben der Dunkelheit der Nacht lässt die Sehnsucht nach dem Licht wachsen. Es ist die Dunkelheit, die das Licht erst als Licht erkennbar macht. Farben, Formen, Kontraste – das alles wird erst aus dem Wechselspiel von Licht und Dunkelheit her erkennbar. Der schöpferische Geniestreich, mit dem alle begann, war eben die Scheidung von Licht und Finsternis, die Ordnung in das Tohuwabohu des ersten Tages brachte:

Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag. (Genesis 1,3f)

Die Finsternis hat also den Vorrang vor dem Licht und die Nacht vor dem Tag. Der Tag geht aus der Nacht hervor, so wie das Licht aus der Finsternis hervorgeht. Das Licht muss erst erschaffen werden, wo die Finsternis schon war. Deshalb beginnt in der jüdisch-christlichen Tradition der Tag auch mit dem Sonnenuntergang. Es muss erst Nacht werden, damit Tag sein kann; die Dunkelheit muss das Licht neu hervorbringen.

Es ist also kein Wunder, dass die Auferstehung des gekreuzigten Jesus von Nazareth in Schein der Nacht geschah. Die Nacht ist der Ort der Schöpfung. Die Nacht gebiert das Leben. Angesichts dieser Beobachtungen kann es schon verwundern, dass manche Menschen der Nacht mit Schrecken entgegensehen. Vielleicht ist es die Ungewissheit des Neuen und Unerwarteten, das der Dunkelheit zu eigen ist, das so manche und manchen ängstigt. In der Dunkelheit wird die erprobte Ordnung der Sinne aufgehoben. Das Augenlicht lässt sich nicht mehr blenden von den Irrwichtigkeiten des Tages. Die Ohren übernehmen die Herrschaft, der Tastsinn wird geschärft. Der Lufthauch, am Tag kaum wahrgenommen, wird nun zu einer Botschaft. Der Orientierung durch das Sehen beraubt muss der Mensch die Eindrücke seiner Sinne neu deuten. Und das führt ihn in die Krise, in das Gericht des Zweifels. Ist das, was ich höre, das, was ich zu hören glaube? Ist das was ich fühle, das, was ich zu fühlen erhoffe? Selig ist jetzt, wer vertrauen kann, ohne zu sehen.


0 Kommentare

kath 2:30 Dies Domini„Es sprach der Graf von Réaumur, ich hass‘ Euch wie die Schande –
Dient nur dem Celsio für und für – Ihr Apostatenbande!
Im Winkel König Fahrenheit hat still sein Mus gegessen:
„Ach, sie war doch schön die Zeit, da man nach mir gemessen.““

Mit diesen beiden Alternativen beschreibt Christian Morgenstern zwei Möglichkeiten, auf die Zumutung des eigenen Bedeutungsverlusts zu reagieren: mit Zorn und Hass wie Graf Réaumur, oder mit melancholischem Rückzug in den Winkel der Nostalgie. Beides Verhaltensweise, wie wir sie auch heute in unserer Kirche wahrnehmen können, manchmal sogar in beiden Varianten zugleich: Papst Benedikt hielt Marktl am Inn in den zwanziger Jahren für ein Abbild des Himmels und konnte sich zugleich nicht genug daran tun, gegen die moderne Welt zu wettern und sie als gottlos und moralvergessen zu charakterisieren. Und auch mit dieser Reaktion auf die moderne Welt wird uns etwas zugemutet. Die Kirche ist aber nun einmal dazu verdammt und begnadigt, sich zu wandeln (E. Salmann) und man kann unsere Zeit mit ihrem Verrinnen aller kirchlichen Bedeutung für unsere Gesellschaft durchaus als „Zumutung“ charakterisieren. Wie soll oder kann man denn sinnvoll reagieren auf diese Zumutung?


0 Kommentare