Dies Domini – Dritter Adventssonntag, Lesejahr B
Schwarz und Weiß sind keine Farben, sondern Zustände. Während sich der Zustand „weiß“ dadurch auszeichnet, dass die verschiedenen Wellenlängen der Farben sich überlagern und vermischen, wird der Qualität „schwarz“ durch die völlige Abwesenheit von Licht jeglicher Wellenlänge bestimmt. Im Schwarzen ist kein Licht. Das Licht ist im Schwarz abwesend, wird vollständig absorbiert, geht verloren.
Weiß und schwarz sind unbunt und unkomplex. Alles oder nichts – dazwischen gibt es nichts. Weitere, tiefergehende Differenzierungen sind nicht notwendig. Dabei bedeutet die Unfähigkeit der Wahrnehmung von Zwischentönen, Abstufungen und Farben für die Wahrnehmung, eine schwere Beeinträchtigung. Wer nur in Schwarz-Weiß-Mustern denken kann, wird die vielen Abstufungen des Lebens nicht erkennen können. Mehr noch: Das lichtvolle Weiß wird ihn früher oder später blenden und er wird nur noch schwarz sehen. Schwärze überall, die das Licht absorbiert, die Erkenntnis verdunkelt und die Angst, die der Verlust des Lichts auslöst, größer werden lässt. Wer so denkt, sieht überall den Herrscher der Finsternis am Werk. Der Geist dieser Welt, der Zeitgeist, wird zum Feind, weil das Licht nicht mehr gegenwärtig, sondern nur ein schwacher Schein aus der Vergangenheit ist.
Der Zeitgeist gehört in den Reden derer, die sich die Fähigkeit zur Differenzierung abgewöhnt haben, zum Feindbild par excellence. Der Zeitgeist kann nicht gut sein und im Neuen nichts Erstrebenswertes. Man gefällt sich dann in der kulturkritischen Attitude; man wähnt sich schon deshalb als intellektuell, weil man den Zeitgeist in sich ablehnt. Als wenn der Zeitgeist nicht das Kind der Zeiten ist, die als glorreich beschworen werden.
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Dies Domini – Erster Adventssonntag, Lesejahr A
Die Zeit ist wieder gekommen, in der sich die alte Verheißung der endzeitlichen Völkerwallfahrt des Propheten Jesaja zu erfüllen scheint. Man braucht in diesen Tagen nur den Versuch zu unternehmen, in das Zentrum einer mittelgroßen Stadt zu kommen – egal ob man es mit dem PKW, dem öffentlichen Personennahverkehr oder gar zu Fuß versucht: Völkerscharen sind unterwegs. So muss es sich der Prophet vorgestellt haben: Wenn die messianische Zeit anbricht, am Ende der Tage, dann strömen die Völker – freilich nicht in die Innenstadt zum Weihnachtsmarkt, sondern zum Haus des Herrn. Aber immerhin: Die alljährliche Vergegenwärtigung vorweihnachtlicher Geschäftigkeit zeigt, dass Weihnachten die Menschen immer noch in Bewegung bringt. Auch wer nicht weiß, was an Weihnachten wirklich gefeiert wird, wird bewegt. Wie weiland die Hirten vom Feld zu dem Unterstand liefen, die wahrscheinlich auch nicht wirklich wussten, was oder wer da wohl wartete, so sind heute viele unterwegs, die wenigstens eine vage Weihnachtsahnung haben. Und so wie die Hirten zur Krippe liefen und eilten (vgl. Lukas 2,16), so laufen und eilen auch sie jetzt – scheinbar plan- und kopflos, voller emsiger Hektik, gestresst Glühwein schlürfend – zielstrebig auf die Heilige Nacht zu. Und so gilt das Wort des Paulus aus der zweiten Lesung des ersten Adventssonntags, der das Lesejahr A eröffnet, auch heute noch:
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Es ist weit gekommen mit der Kirche. Was in einem kleinen Stall in Bethlehm begann, in Nazareth, diesem provinziellen Kaff im galiläischen Bergland, reifte und auf einem schädelgestaltigen Hügel vor den Toren Jerusalems zu scheitern drohte, hat schließlich doch eine globale Erfolgsgeschichte begründet. Die Ursache dafür ist ein Fortschritt. Weil der, der am Kreuz starb, als Auferstandener vom Grab fort schritt, blieb nichts, wie es war. Was Papst Benedikt in seinem zweiten Jesusbuch als „Mutationssprung“ bezeichnete, ist nichts anderes als der Prozess der Geschichte Gottes mit den Menschen, die eben nicht in der Erstarrung des Todes stehen bleibt, sondern auf das eigentliche Ziel – das Leben in der Fülle Gottes – hinführt. Dieser Prozess geschieht nicht um seiner selbst willen. Der Fortschritt aus dem Grab ist vor allem eine Botschaft. Es ist die Botschaft, dass nichts von Gott trennen kann: Selbst der Tod ist kein Hindernis auf dem Weg des Menschen zur Fülle des Lebens in der Herrlichkeit Gottes.
Eine Botschaft ist ein Ereignis. Sie ist ja nur dann Botschaft, wenn sie verkündet und gehört wird. Eine Botschaft, über die niemand spricht und die niemand hört, hört auf, Botschaft zu sein. Tradition – die Weitergabe der Botschaft – ist deshalb Wesen, Auftrag und Ziel der Kirche.
Die Gegenwart sieht anders aus. Eine zunehmende Konfuzianisierung greift um sich. Der Weg selbst wird zum Ziel erklärt. Der Prozess an sich erfährt eine Apotheose, die ihre Manifestation in Zukunftskonventen und Dialogprojekten findet. Der in diesen Prozessen zum Stuhlkreis verkommene Glaube findet seinen angemessenen Ausdruck in Konzeptpapieren, von denen bisher noch niemand vor Ehrfurcht erschaudernd von „Worten des ewigen Lebens“ gesprochen hat. An die Stelle von Kathedralen, den steingewordenen Zeugen eines Glaubens, für den Menschen Übermenschliches auf sich genommen haben, und denen man sich Generationen später nur mit Staunen wirklich nähern kann, tritt die triste Tiefe des Tagungsraumes. Statt des Verkünders zelebriert der Moderator. Und wo früher der gut gefüllte Kerzenständer von den Gebeten der Gläubigen ein ebenso stilles wie lebendig flackerndes Zeugnis ablegte, steht heute die Moderationswand bunt gefüllt und mit Punkten gewichtet mit den immer gleichen Verheißungen, deren Erfüllung für eine moderne Kirche unabdingbar erscheinen – angefangen von der Aufhebung des Zölibates über die Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt bis hin zu dem Wunsch, die Kirche solle zu den Menschen gehen. Angesichts des Letzteren möchte man mit Mario Barth, dem großen berlinernden Alltagsphilosophen der Gegenwart ausrufen: Nicht quatschen, machen!
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In der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln zitierte der Chefredakteur vor einiger Zeit seinen Sohn, der gemeint hatte, die Situation der Kirche sei mit dem Ruf: „Merken die denn nicht, dass die Hütte brennt?“ zutreffend beschrieben. Manch einer aber lebt und schreibt so vor sich hin in unseren Diözesen, als stünde nicht das ganze Haus schon lichterloh in Flammen, sondern als seien es lediglich kleinere Rodungsfeuerchen, die zwar unsere volkskirchlichen Strukturen in Europa vernichten, aber doch nur, um auf deren Asche entweltlichte und damit seligmachende neue Gemeinden erstehen zu lassen, herrlicher, geistlicher und frömmer als je zu Menschengedenken.
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Es wird viel für Behinderte getan. Vor allem die 2008 in Kraft getretene Behindertenrechtskonvention der UNO hat eine neue Aufmerksamkeit für die Belange Behinderter bewirkt. Auch die EU hat diese bedeutsame UN-Konvention am 23.12.2010 angenommen. Ihre Mitgliedsstaaten sind damit verpflichtet, Behinderten eine gleichberechtigte Teilhabe bzw. Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Das Zauberwort, das seitdem in aller Munde ist, heißt „Inklusion“: Nicht die Behinderten haben die Aufgabe, sich den gesellschaftlichen Bedingungen anzupassen, sondern die Gesellschaft muss sich auf die Belange Behinderter einstellen.
Tatsächlich ist es noch ein langer Weg bis zur wirklichen Anerkennung von Menschen mit Behinderung. So macht sich ein Mitgliedsstaat der EU, der doch verpflichtet wäre, seine Gesellschaft dergestalt zu verändern, Behinderten die Teilhabe am Leben zu ermöglichen, daran, eben diese Veränderung unnötig werden zu lassen: Das als liberal und weltoffen geltende Dänemark verfolgt das Ziel, dass es bis zum Jahr 2030 keine Menschen mit dem sogenannten Down-Syndrom mehr geben soll.
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Weitgehend unbeachtet von der allgemeinen Öffentlichkeit und ihrer Meinungsbildung vollzieht sich im kirchlichen Binnenbereich erneut ein Vorgang, der in den letzten 20 Jahren wiederholt zu beobachten war.
Es begann 1989 mit der Kölner Erklärung, einem Memorandum, mit dem seinerzeit weltweit über 700 Theologinnen und Theologen gegen den ihrer Ansicht nach autoritären Leitungsstil des damaligen Papstes Johannes Paul II und dessen Verhalten bei der Erteilung kirchlicher Lehrerlaubnisse, der sogenannten „missio canonica“, opponierten. Damals prägte sich ein kommunikativer Stil in der Kirche aus, der bis heute in verschiedenen Varianten imitiert wurde. Denn statt sachlich-argumentativer Auseinandersetzung folgte eher autoritäre Zurechtweisung und Sanktionierung seitens der kirchlichen Autoritäten.
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Schon vor gut zwanzig Jahren mahnte der österreichische Theologe Paul Zulehner, die Kirchen müssten mystisch und prophetisch, gerade deshalb aber auch politisch sein. Erst in dieser dreifachen Dimension erfülle die Kirche ihren Auftrag. Und tatsächlich heißt es im Johannesevangelium im großen Abschiedsgebet Jesu:
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„Michael Jackson ist tot“ – der selbsternannte „King of Pop“ verstarb am 26. Juni 2009. Sein Tod löste nicht nur bei seinen Fans in der Welt Bestürzung und Trauer hervor. Sogar Nachrichtensendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und renommierte Tages- und Wochenzeitschriften berichteten ausführlich, teilweise sogar in Sonderausgaben, vom Sterben der Poplegende. Bis heute – fast zwei Wochen nach dem Tod Jacksons – hält sich das Thema in den Nachrichten: Die Todesursache, das Sorgerecht für die hinterbliebenen Kinder, das Testament Jacksons und die nahende Trauerfeier – all das gibt Anlass zu öffentlichen Spekulationen.
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