Dies Domini – Zweiter Advent, Lesejahr B
Vor wenigen Tagen war in der FAZ ein Leserbrief zu lesen, der wunderbar zur beginnenden Adventszeit passte:
„Ich lese in der Zeitung ‚Weihnachten ist gerettet‘: Eine wahrhaft frohe Botschaft! Das nach einer Verlautbarung der deutschen Ministerpräsidenten ‚für den familiären und gesellschaftlichen Zusammenhalt besonders wichtige‘ Fest kann gefeiert werden. So werden wir alle im trauten Familienkreis zusammensitzen, Glühwein trinken, Gans oder Pute essen und fröhlich sein. Aber – wie ist das Fest eigentlich entstanden? Geht es auf eine Initiative des Einzelhandels zurück? Der Winzervereinigungen? Der Truthahnzüchter? Der Forstwirtschaft? Der Christstollenbäcker? Der Wintersportindustrie? Ich habe lange gesucht“,
so versichert uns der Verfasser,
„und schreibe diesen Brief, um anderen die Mühe des Nachforschens zu ersparen. Wie mir alte Leute berichtet haben, feiern wir Weihnachten im Gedenken an den Weihnachtsmann, der hoch oben im Norden wohnt und uns dank des rotnasigen Rentiers Rudolph alle Jahre wieder Geschenke bringt.“
Der Verfasser, Ruhestandsgeistlicher und –lehrer, weiß, wovon er spricht. Ganz anders ist der Ton eines anderen Theologen, der uns mit Teilen des zweiten Petrusbriefes heute vorgelesen wird – er beschreibt die Wiederkunft des Herrn eindringlich:
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Es ist schon wirklich erstaunlich, wie die Schwerpunkte in der Verkündigung der frohen Botschaft gegenwärtig gesetzt werden. Ein Medium, das wohl zu den meistgenutzten – und gelesenen Publikationen der Kirche zählt, ist tatsächlich der klassische Pfarrbrief, der von den Pfarrgemeinden vor Ort zwei- bis viermal jährlich in alle Haushalte, in denen mindestens ein Katholik wohnt, verteilt wird. Diese Pfarrbriefe bieten eine gute Gelegenheit, auch diejenigen zu erreichen, die nicht unbedingt jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen oder an anderweitigen Angeboten der Gemeinde teilnehmen. Gestaltung und Inhalt der Pfarrbriefe sollten deshalb gut durchdacht und geplant werden. Nichts ist schließlich schlimmer, als den Leser zu langweilen und seine Vorurteile zu bestätigen, statt ihn für eine Sache zu interessieren.
Ein Standarddatum, zu dem die meisten Pfarrbriefe erscheinen, ist die Adventszeit. Das bevorstehende Weihnachtsfest und die damit verbundene Erwartungshaltung, die auch die postmoderne Gesellschaft in vielfältiger Ausformung prägt, bildet den gestalterischen und inhaltlichen Schwerpunkt. Ein grobe Durchsicht aktueller Adventsausgaben der in Wuppertal erscheinenden Pfarrbriefe, die mir zugänglich waren, zeigt aktuell eine deutliche thematische Tendenz: Die Anklage der Verkommerzialisierung des Weihnachtsfestes. In Editorials, geistlichen Beiträgen – wahrscheinlich auch in mancher Predigt – wird gegen den Adventkonsum zu Felde gezogen. Die Weihnachtsbotschaft vom menschgewordenen Gott drohe angesichts der Geschenkeflut unterzugehen. Die offen vorgetragene Forderung nach einem besinnlichen Advent zieht angesichts der formulierten Konsumklage einen deutlichen Appell nach sich: Bitte, schenken Sie jetzt nichts!
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