Ein Traum wird wahr. Über Jahre haben die Kirchen sich gegen den adventlichen Kitsch und den weihnachtlichen Kommerz gewehrt und gegen Weihnachtsmärkte gewettert, wo in der Adventszeit schon „O du fröhliche“ und „Stille Nacht“ aus den Lautsprechern dröhnte. Man bepredigte mit großer Erfolglosigkeit das sture und verstockte Volk, das schon seit November die heimischen Fenster beleuchtete und mit dem 1. Advent jene Tannenbäume aufstellte, die am Heiligen Abend ihre grünen Nadeln leise rieseln ließen – ein Vorgang, der vor dem Klimawandel dem Schnee zukam. Der darf dann einige Tage später schon an die frische Luft. Weihnachten ist halt am 26.12. vorbei. Sylvester kann kommen. Da kann die Kirche so viel reden, wie sie will! Was glauben Sie denn?
In diesem Jahr aber ist alles anders. Corona sei Dank! Immerhin: Im Radio wird wieder „Last Christmas“ von Wham! gespielt. Es gibt halt auch in der Krise Kontinuitäten des Kitsches, die Halt geben. Das Land entdeckt seine christlichen Wurzeln wieder. Natürlich wird Weihnachten gefeiert. In den letzten Jahren ließ man ab dem dritten Advent in den Medien Psychologinnen und Familientherapeuten Ratschläge für ein friedliches Fest des Friedens erteilen. Auch das ist in diesem Jahr anders: Die Sehnsucht nach Familienbesuch stellt selbst die größten Krisen in den Schatten. Hurra, so locker war Weihnachten nie! Die Familie kann feiern. Gut verteilt kann man es da vom Heiligen Abend bis zum 2. Weihnachtstag auf dreißig intensive Begegnungen bringen (Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt!). Selbstredend halten alle Abstand, lüften und tragen bei Gänsebraten, Kartoffelsalat und Christstollen Maske. Alles safe, alles sicher! Glauben Sie das etwa nicht?
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