Dies Domini – Sechster Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Es ist schön, dass ein Wort zur Woche einmal Gelegenheit gibt, eine aktuelle Situation aufzugreifen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuspießen zwischen einem Text unserer Tage und einem Evangelium, das vor Jahrhunderten geschrieben wurde, beides Texte, um aufzurütteln. In dem einen wettert Jesus in der Bergpredigt des Matthäus:
„Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Mt 5,20)
Starker Tobak, den uns Jesus da unter die Nase reibt, etwas weiter ganz ähnlich:
„wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.“ (Mt 5,22)
Und so gehen voran und folgen noch weitere Prophezeiungen, die einen sanftmütigen und gütigen Jesus, wie er uns sonst oft im Evangelium begegnet, nicht ahnen lassen.
Ganz ähnlich wutentbrannt eine Aachener Büttenrednerin:
„Beherzt er (Merz) auf die Schwachen drischt,
weil er so gern im Trüben fischt.
Gerade die, die christlich selbst sich wähnen,
sollten sich für ihn was schämen.“
Im Übrigen ein bisschen mehr unter der Gürtellinie; aber ist die Höllendrohung des Jesus für den, der nicht viel gerechter ist als die damalige tonangebende Schicht, nicht ebenso „voll daneben“, wie das boshafte Gereime der Dame, die doch immerhin beweist, dass die Bibel nicht in allem recht hat:
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