Für Menschen, die mit der D-Mark groß geworden sind, ist es kein Wunder, dass Limburg mehr ist als eine kleine Provinzstadt an der Lahn. Der Limburger Dom zierte schließlich einmal den 1.000-D-Mark-Schein bis er durch die Einführung des Euro durch Brücken, die die Menschen Europas miteinander verbinden sollten, abgelöst wurde. Den Limburger Dom mit sich herum zu tragen, war also etwas Besonderes. Und wer den Limburger Dom erblickte, wenn er den Elzer Berg auf der A3 in Fahrtrichtung Süden bußgeldlos hinter sich gebracht hatte, erfreute sich nicht nur deshalb am Anblick dieser frühgotischen Schönheit, die sich auf dem Felsen erhebt. Limburg, diese kleine Stadt ist immer schon – ohne es zu wollen – irgendwie mit Verheißung und Erfüllung verbunden gewesen.
Wer hätte gedacht, dass diese kleine hessische Stadt als Hort der Unbeugsamkeit wieder in den Fokus der Öffentlichkeit geraten würde. Wer durch die Gassen der schönen wie verschlafenen Altstadt Limburgs flaniert, ahnt zuerst einmal nicht, dass hier der Funke an die Lunte einer Diskussion gelegt wurde, die die Öffentlichkeit schon seit Wochen in Atem hält. Die Symbolkraft des ICE-Bahnhofs Limburg-Süd, der fast auf der Mitte der Schnellfahrtstrecke Köln-Rhein/Main liegt, die das Heilige Köln mit der Finanzmetropole Frankfurt verbindet, ist da ungleich höher, wenn auch nüchterner und schmuckloser. Die erhabene Größe und Unantastbarkeit des dem Drachenkämpfer St. Georg geweihten Domes kontrastiert mit der auf mobile Funktionalität angelegten, optisch unbedeutenden Architektur der Schnellzughaltestelle. Limburg, das könnte die Botschaft dieses Kontrastes sein, steht für den Aufbruch einer Kirche, die die Bürde einer großen Vergangenheit trägt, in die Welt von heute. Die Wucht, mit der der Limburger Funke gezündet hat, lässt darauf schließen, dass die so ausgelöste Diskussion längst überfällig war und ist.
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Selten passen die biblischen Texte, die die Leseordnung der katholischen Kirche vorsieht, so gut zueinander, wie am 22. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres C. Noch seltener ist es allerdings, dass die Texte einen Bezug zur aktuellen Gegenwart aufweisen.
Es sind in der Tat aufregende Zeiten, in denen sich der Christ gegenwärtig zu bewähren hat. Es ist nicht nur der neue Papst, der durch sein Ineinander von Wort und Tat herausfordernde, wenn nicht gar provozierende Zeichen setzt. Das pfauenhafte Gehabe weicht dem Gesang der Amsel, die trotz ihrer äußerlichen Unscheinbarkeit immer neue Melodien erfindet, die dem Menschen vor allem den Frühling ankünden.
Manch einem weht der neue Wind kräftig ins Gesicht. Viele verwechseln das Katholische immer noch mit festiver Äußerlichkeit, die sich in der Restauration von Brokatgewändern, goldenen Schalen und silbernen Löffelchen niederschlägt, die auch Elstern gefallen würden, diesem alten germanischen Symboltier der Todesgöttin Hel. Man wird wohl keinen Hehl daraus machen brauchen, dass die Bilder einer solchen Kirche eine Botschaft in die Köpfe der Menschen transportieren, die durch keine Kommunikation, so intensiv sie auch sein mag, auszulöschen sind.
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Erneut hat die Glaubwürdigkeit der Katholischen Kirche in den letzten beiden Woche in der Öffentlichkeit Schaden genommen. Zuerst hat die Aufkündigung des Forschungsprojekten mit dem Kriminologischen Institut Niedersachsen e.V. nicht nur die kirchliche Öffentlichkeit irritiert. In den letzten Tagen wurde das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit erneut erschüttert, als bekannt wurde, dass in Köln zwei katholische Kliniken die Untersuchung eines Vergewaltigungsopfers abgelehnt hatten. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die betreffenden Verantwortlichen eine Richtlinie, die die katholischen Krankenhausstiftung der Cellitinnen als Träger der Krankenhäuser herausgegeben hatte, überinterpretiert haben. So stellt das Erzbistum Köln in einer Pressemitteilung vom 17.1.2013 fest:
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Es war eine Nachricht, die von manchem sich selbst dem orthodoxen Katholizismus zurechnenden Newsservice eine „Eilmeldung“ wert war: Papst Benedikt XVI hat am 14. April 2012 in einem Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofkonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, deutlich gemacht, dass es in den Adaptionen der Einsetzungsberichte in den deutschen Messbüchern fürderhin nicht mehr heißen soll, Jesus gebe sein Blut „für alle“, sondern „für viele“ bzw. „für euch“ hin. Damit soll nicht nur die Einheit der Liturgie in einer wichtigen Formulierung wiederhergestellt werden, die in den deutschsprachigen Bistümern zur Zeit unterschiedlich gehandhabt wird. Auch mit Blick auf die Neuausgabe des katholischen Gesangbuches „Gotteslob“, die für das Ende des Jahres 2013 angekündigt ist, wünscht der Papst eine eindeutige und einheitliche Regelung. Dabei agiert der Nachfolger auf dem Stuhl Petri nicht aus eigenem Antrieb. Seine Entscheidung erfolgt vielmehr aufgrund einer Anfrage, die Erzbischof Zollitsch bei seinem Besuch in Rom am 15. März 2012 vorgetragen hat.
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Endlich: Der Papst hat sich geäußert. Die seit Tagen öffentlich gesteigerte Spannung auf ein Wort aus Rom zum sexuellen Missbrauch kann sich entladen – und findet doch kein Ventil. Der Papst hat zwar einen Hirtenbrief geschrieben – aber an die irischen Katholiken. Und den Iren schreibt er kein Wort über die Situation in Deutschland. Die Luft ist raus – nur um gleich wieder aufgeblasen zu werden.
Übliche Reaktionen
Die Reaktion in Deutschland auf das lang erwartete Schreiben aus Rom sind typisch. Innerkirchlich spricht man von einem klaren Wort, das „klare Weisungen für die gesamte Kirche“ enthalte, so etwa der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch in seiner Erklärung zum Hirtenbrief des Papstes. Im außerkirchlichen Bereich hingegen werden Enttäuschung über das Ausbleiben eines Wortes über die deutsche Situation geäußert (so etwa in der Süddeutschen Zeitung vom 21.3.2010 oder in der FAZ vom 20.3.2010). Auch einzelne Sätze des insgesamt acht eng bedruckte DIN A4 Seiten umfassenden Schreibens werden wieder kritisiert.
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