Die Münder offen, der Himmel leer. Ihr Rabbi war am Kreuz gestorben, sie aber hatten die lebendige Gegenwart des Auferstandenen erfahren. Einige von ihnen waren in die Heimat in Galiläa zurückgekehrt, in den vertrauten Alltag als Fischer. Nun, 40 Tage nach den Ereignissen, sind sie wieder in Jerusalem. Zehn Tage noch bis zum Schawuot-Fest. An diesem fünfzigsten Tag nach Pesach erinnert das jüdische Volk den Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai. Gott schließt einen Bund mit seinem Volk:
„Wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein.“ (Ex 19,5)
Gott hatte bereits mit Noach und mit Abraham eine Bund geschlossen. Gott mutet den Menschen zu, in seinem Auftrag zu handeln. Als göttliches Ebenbild handelt er an Gottes statt in der Welt. Zum noachitischen Bund gehört die Zusage Gottes, die Welt nie wieder untergehen zu lassen. Der Mensch aber wird daran erinnert, dass der Bund Gottes
„allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde“ (Gen 9,16)
gilt. Alles Lebendige steht unter Gottes Schutz. Alles! Was glauben Sie denn?
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Dies Domini – Dritter Fastensonntag, Lesejahr B
Das Evangelium dieser Woche steht in deutlichem Gegensatz zu dem oftmals vorherrschenden „weichgespülten“ Jesusbild. Er rastet aus und treibt zornig alle Händler aus dem Tempel, schüttet das Geld der Wechsler aus und stößt die Tische um:
„Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle“ (Joh 2,16).
Kein „könnten Sie vielleicht eventuell demnächst mal ihre Sachen zusammenpacken und den Tempel verlassen“, kein freundliches Nachfragen, kein erstmal vorsichtiges Betrachten einer üblichen Verfahrensweise rund um den Opferkult im Tempel, sondern offensichtlich überschreitet dieses (damals vollkommen „normale“) Handelstreiben im Tempel (bzw. eher in dessen Vorhof) eine Grenze, die für Jesus nicht mehr diskutierbar ist. Hier kann nicht mehr gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden, sondern es gibt für Jesus nur einen möglichen Weg: der Tempel und sein Vorhof müssen ausschließlich dem Gebet gewidmet sein und das geht nur ohne Händler und Wechsler. Ein Ort des Gebetes für Juden und Heiden (denn diese durften nur in den Vorhof), auch offen für die, die sich am Tempelkult aus finanziellen Gründen nicht beteiligen konnten wollte Jesus damit wohl ermöglichen im Heiligtum seines Vaters.
Gibt es eigentlich auch für uns diese „roten Linien“? Gibt es Themen bei denen wir uns nicht versuchen dem gesellschaftlichen Mainstream anzupassen, sondern zu unserer christlichen Überzeugung zu stehen?
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Eine Auseinandersetzung mit der Dresdner Rede 2014 von Sibylle Lewitscharoff
Es ist heute wahrhaft nicht schwer, das Etikett „Intellektuell“ zu bekommen. Man muss schreiben können und die Möglichkeit haben, das Geschriebene auch zu veröffentlichen. Stemmt man sich dann noch gegen den Zeitgeist – was auch immer das sein soll … – dann steht der Bewunderung der Feuilletonisten nichts mehr im Wege. Leser von Feuilletons sonnen sich dann gerne im Glanz der intellektuell Etikettierten. Und je weniger man beim Lesen versteht, desto intellektueller muss der Autor wohl sein. Der Philosoph Karl R. Popper hat diese Erfahrung am eigenen Leib gemacht. Er stellt im Nachgang einer Fernsehdiskussion, an der auch Ernst Bloch teilgenommen hat, fast mehr amüsiert als resigniert fest:
Es kam zu einigen unbedeutenden Zusammenstößen. (Ich sagte, wahrheitsgemäß, daß ich zu dumm bin, um seine Ausdrucksweise zu verstehen.) Am Schluß der Diskussion bat uns der Gesprächsleiter, Dr. Wolf gang Kraus: „Bitte sagen Sie in einem Satz, was Ihrer Meinung nach am meisten not tut.“ Ich war der einzige, der kurz antwortete. Meine Antwort war: „Etwas mehr intellektuelle Bescheidenheit.“ (Quelle: Die Zeit, Jahrgang 1971, Nr. 39 – kursiv im Original)
Diese Erfahrung führt Karl R. Popper zu einer polemischen Abrechnung mit den von ihm so genannten „dreiviertel Gebildeten“, deren Anmaßung
das Phrasendreschen [ist], das Vorgeben einer Weisheit, die wir nicht besitzen. Das Kochrezept ist: Tautologien und Trivialitäten gewürzt mit paradoxem Unsinn. Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so „tiefen“ Buch Gedanken zu finden, die er schon selbst einmal gedacht hat. (Wie heute jeder sehen kann – des Kaisers neue Kleider machen Mode!). (Quelle: Ebd.)
So kommt er zu folgendem Schluss:
Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen es versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. (Quelle: Ebd.)
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