Wenn die Maske fällt, zeigt sich das wahre Gesicht. Allerdings ist nicht ganz klar, ob das der Wahlspruch für die gestrige Weiberfastnacht oder den nächsten Aschermittwoch ist. Eingefleischte Karnevalisten behaupten ja, dass sie an den tollen fünf Tagen endlich so sein können, wie sie eigentlich sind. Dann würden die Masken tatsächlich an Weiberfastnacht fallen und das wahre Gesicht käme zum Vorschein. Andere hingegen, wie der Autor dieser kleinen Kolumne, halten es hingegen für ein wenig neurotisch, wenn man sich 360 Tage im Jahr verstellen muss, um das wahre Ich dann bloß an fünf Tagen in der Scharade maskierter Existenz offenbaren zu können. Nichts gegen den Karneval – aber wäre es nicht besser, wenn man immer so lebte, wie man eigentlich ist? Wann fallen die Masken wirklich? Was glauben Sie denn?
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Dies Domini – 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Einfach ist es dieser Tage nicht, einladende Worte zu finden, die dem geneigten Leser einen Zugang zu den Geheimnissen unserer Kirche erleichtern. Die Missbrauchsdebatte endet nicht, der Papst sinniert in kaum nachzuvollziehender Weise über die Ähnlichkeit von Mafia und bedrängten Schwangeren nach und die Kirche als Hort der Denunziation und geheimen Anklagen feiert fröhlich Urständ, wenn allerorts hochangesehene Theologen von ihren Aufgaben entbunden werden wie in der Causa Wucherpfennig, was wirklich nur noch unverständlich ist auch auf der Grundlage dessen, was gemeinhin unter wissenschaftlicher Freiheit verstanden und sogar auch vom Papst so gewünscht ist, wenn man der FAZ vertrauen darf, in der es heißt, dass er
„von der Theologie verlangt, ein ‚kulturelles Laboratorium‘ zu sein, das an die Grenze und darüber hinausgehen solle, um in Fortschreibung einer lebendigen Tradition aus dem Glauben heraus für neue Herausforderungen neue Antworten zu suchen.“ (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/theologen-solidarisieren-sich-mit-ansgar-wucherpfennig-15837341.html)
Was ist da los? Wie kommt diese Verwirrung in unsere Kirche? Ist das überhaupt noch „unsere“ Kirche?
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Dies Domini – 25. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Weit über 3500 bekannt gewordene Opfer (die Dunkelziffer wird vermutlich noch deutlich höher liegen) sexuellen Kindesmissbrauchs durch Priester der Katholischen Kirche, die offizielle Vorstellung der Zahlen und Inhalte der Studie ist für übermorgen anberaumt.
Wie – im wahrsten Sinne des Wortes – um Gottes Willen, kann das sein. Wie können, durch ihre Aufgabe als Priester und Seelsorger, herausgehobene Vertreter dieser Kirche, die Botschaft Jesu nur so unfassbar pervertieren? Und warum haben die Verantwortlichen in den Bistümern nicht in jedem einzelnen Fall umgehend und sofort reagiert, um solche Verbrechen bekannt zu machen und zu unterbinden, stattdessen an vielen Stellen, wobei jede einzelne schon zu viel wäre, den Mantel des Schweigens darübergelegt und eine Versetzung irgendwohin, wo keiner etwas wusste, veranlasst, anstatt sofort zu suspendieren. Das damit angerichtete Leid ist unvorstellbar. So benennt es auch der Theologe und Psychiater Dr. Manfred Lütz in seinem Interview mit der Rheinischen Post am vergangenen Donnerstag
„Dass ausgerechnet Priester, die immer wieder von der Liebe Gottes geredet haben, junge Menschen missbraucht haben, ist ein himmelschreiender Skandal. Da ist nichts kleinzureden.“
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Dies Domini – 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Vergebung. So ein großes Wort, so eine hohe Anforderung an uns Menschen. Vergeben, nicht nachtragend sein, ent-schuldigen – das sind die Maßstäbe, die das Evangelium und die alttestamentliche Lesung dieses Sonntags uns vorstellen.
Wenn man den Begriff der Vergebung sucht, erhält man von Wikipedia die Information: Vergebung „ist ein Schlüsselbegriff verschiedener Weltanschauungen, Weltreligionen und Philosophien. Er bezeichnet das Annehmen von bekundeter Reue, sowie das Vergeben einer fremden Schuld.“ Weiter heißt es: „Großmut als Fähigkeit und Bereitschaft zur Vergebung gilt seit der Antike als Tugend von Herrschern und wird heute als ein Merkmal fortgeschrittener Zivilisation angesehen. So gesehen war die Begrenzung der Rache oder Vergeltung – namentlich die Eindämmung der Blutrache durch das Prinzip Auge für Auge in der jüdischen Religion – ein Zivilisationsfortschritt.“
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Das bisherige Jahr war für die katholische Kirche sehr ereignisreich. Die Aufkündigung der Zusammenarbeit der deutschen Bischöfe mit dem Kriminologischen Institut Niedersachsen bezüglich des Forschungsprojektes zu den Missbrauchsfällen und dem Köln Klinikskandal war Anlass für eine tiefgreifende Kritik am Vorgehen der Kirche. Der am 11. Februar 2013 angekündigte und am 28. Februar 2013 um 20 Uhr wirksam gewordene Rücktritt Papst Benedikts XVI hat ebenfalls zu einer intensiven Diskussion geführt. Nun steht das Konklave an, das am kommenden Dienstag, dem 12. März 2013, beginnen soll. Mit Spannung erwartet nicht nur die katholische Öffentlichkeit, wen die am Konklave teilnehmenden Kardinäle zum neuen Nachfolger auf dem Stuhl Petri wählen werden.
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In der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln zitierte der Chefredakteur vor einiger Zeit seinen Sohn, der gemeint hatte, die Situation der Kirche sei mit dem Ruf: „Merken die denn nicht, dass die Hütte brennt?“ zutreffend beschrieben. Manch einer aber lebt und schreibt so vor sich hin in unseren Diözesen, als stünde nicht das ganze Haus schon lichterloh in Flammen, sondern als seien es lediglich kleinere Rodungsfeuerchen, die zwar unsere volkskirchlichen Strukturen in Europa vernichten, aber doch nur, um auf deren Asche entweltlichte und damit seligmachende neue Gemeinden erstehen zu lassen, herrlicher, geistlicher und frömmer als je zu Menschengedenken.
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Aufklärung war das Ziel. Wissenschaftlich fundiert sollte sie sein. Alles sollte auf den Tisch. „Wir wollen auch der Wahrheit, die möglicherweise noch unentdeckt in Akten vergangener Jahrzehnte liegt, auf die Spur kommen.“ – so stellte Bischof Dr. Ackermann, der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen im Zusammenhang des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen im kirchlichen Bereich am 13.7.2011 fest. Zu diesem Zweck wurde dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) ein Forschungsauftrag erteilt. Dabei sollte es um die Ermittlung belastbarer Zahlen, die Aufarbeitung des Geschehens aus Sicht der Opfer, eine Analyse des Handelns der Täter, eine Untersuchung des Verhaltens der katholischen Kirche gegenüber Tätern und Opfern sowie um die Überprüfung des bestehenden Präventionskonzepts gehen.
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Aus aktuellem Anlass: Über die Notwendigkeit einer Neubestimmung des Zölibates und der menschlichen Sexualität
Ein Schatten legt sich in letzter Zeit auf die Kirche. Jeden Tag werden neue Fälle von sexuellem Missbrauch durch hauptamtliche geweihte und ungeweihte Mitarbeiter der Kirche gemeldet. Was mit dem mutigen Schritt des Leiters des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes SJ, begann, zieht jetzt weite Kreise. Ein steiniger Weg hat für die katholische Kirche in Deutschland begonnen – ein Weg, dem sich die Kirche in Amerika und Irland längst stellen muss.
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Vieles, was ausgehend von der Offenlegung der Missbrauchsfälle im Canisius-Kolleg geäußert wird, erinnert an die babylonische Sprachverwirrung. Und bei manch einem, sei er kirchlicher Amtsträger oder nicht, hat man den Eindruck, er habe eine Chance zum Schweigen verpasst. Nicht nur die Ungeheuerlichkeit dieser Verbrechen löst Zorn und Empörung aus; empörend ist auch der Versuch, „Schaden von der Kirche abzuwenden“. Der Kirche wird nichts übrigbleiben, als schonungslose Offenlegung zu betreiben. Statt ohne Not Rechtfertigungen für den Zölibat anzuführen sollte sie dabei zuerst eine Option für die Opfer treffen.
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