Eigentlich wäre an dieser Stelle heute die evangelische Kolumne zu erwarten gewesen. Weil aber Karneval ist, darf man getrost einmal die Rollen tauschen. Mit seinem westfälisch geprägten Wesen tut sich der Autor dieser Zeilen eigentlich schwer mit Verkleidungen aller Art, betrachtet er den Karneval ohnehin in der Regel mit einer Mischung aus völkerkundlichem Interesse und ungläubigem Staunen über das jecke Bedürfnis, an fünf Tagen im Jahr endlich so sein zu wollen, wie man eigentlich sein könnte. Er fragt sich, warum man denn nicht immer so ist, wie man sein möchte.
Der Autor ist überzeugt und zufrieden römisch-katholisch. Sicher, auch er hat an vielem in und an seiner Kirche zu meckern. Aber im Großen und Ganzen ist er gerne katholisch – und das ist gut so. Weil nun aber Narrenzeit ist, schlüpft er einmal in die andere Rolle, um als evangelisch gewandeter katholische Narr die ungeschminkte Wahrheit sagen.
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Wenn die Maske fällt, zeigt sich das wahre Gesicht. Allerdings ist nicht ganz klar, ob das der Wahlspruch für die gestrige Weiberfastnacht oder den nächsten Aschermittwoch ist. Eingefleischte Karnevalisten behaupten ja, dass sie an den tollen fünf Tagen endlich so sein können, wie sie eigentlich sind. Dann würden die Masken tatsächlich an Weiberfastnacht fallen und das wahre Gesicht käme zum Vorschein. Andere hingegen, wie der Autor dieser kleinen Kolumne, halten es hingegen für ein wenig neurotisch, wenn man sich 360 Tage im Jahr verstellen muss, um das wahre Ich dann bloß an fünf Tagen in der Scharade maskierter Existenz offenbaren zu können. Nichts gegen den Karneval – aber wäre es nicht besser, wenn man immer so lebte, wie man eigentlich ist? Wann fallen die Masken wirklich? Was glauben Sie denn?
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