Dies Domini – 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
In der ersten Lesung des heutigen Sonntags spricht aus dem letzten Buch des Alten Testaments der Prophet Maleachi zu uns und zeigt in apokalyptischen Bildern, dass man schon damals – auch ohne Trump und Klimakatastrophe – das Ende der Welt nahen sah:
„Seht der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere.“ (Mal 3,19)
Heute würden wir sicher nicht so exklusiv zwischen den Überheblichen und Frevlern, und denen, die den Namen des Herrn fürchten, trennen wollen, weil uns einerseits mehr bewusst geworden ist – und immer mehr wird – , dass wir selbst vielleicht auch als Frevler, mindestens an unserer Umwelt und oft auch an unseren Mitmenschen, gelten müssen. Und wir würden wohl auch nicht mehr so exklusiv für uns die Nähe zu Gott in Anspruch nehmen, weil ja auch in Menschen anderen Glaubens durchaus eine ehrliche Gottesfurcht herrschen kann, wenn die sich auch von der unseren unterscheiden mag.
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Dies Domini – 6. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A
Kirchenklischees bestimmen die Gegenwart. Und es sind beileibe nicht nur die Vorurteile derer, die der Kirche kritisch gegenüber stehen, mit denen sich der Glaubende konfrontiert sieht. Nein, es gibt auch Klischees, denen die Kirche selbst erliegt. Ein solches Klischee, das schier unausrottbar in zahlreichen Predigten, Radioansprachen, Vorträgen und sonstigen Gelegenheiten christlich-selbstreferentieller Vergewisserung begegnet, ist der suchende Mensch. Das Klischee behauptet, dass die Menschen alle Suchende sind und nur darauf warten, dass ihnen jemand den Weg weist. Und natürlich ist die Kirche der Wegweiser schlechthin, denn sie ist im Besitz der Wahrheit. Allein: Die Wirklichkeit entlarvt das Klischee als das, was es ist – ein durch allzu häufigen Gebrauch abgenutztes Schema, das ohne individuelle Überzeugung unbedacht verwendet wird. Und gerade deshalb ist es unglaubwürdig. Würde das Klischee des suchenden Menschen auch nur annähernd der Wirklichkeit entsprechen, die Kirchen wären voller. Niemand würde vom Verdunsten des Glaubens reden.
Die Wirklichkeit indes sieht anders aus. Es besteht kein Zweifel, dass es einzelne suchende Menschen gibt. Aber die ganz große Sinnsuche hat die Gesellschaft nicht ergriffen. Es sieht vielmehr so aus, dass auch 2.000 Jahre Christentumsgeschichte nicht dazu beigetragen haben, dass Europa im tiefsten Inneren christlich durchtränkt ist. Wie ein Kieselstein im Fluss ist man vom Wasser der Taufe äußerlich benetzt worden; bricht man ihn aber auf, entdeckt man, dass er innen unberührt und trocken ist. Zu Recht stellt der Historiker Paul Nolte deshalb in einem Interview fest, das in der Zeitschrift „Christ & Welt“ veröffentlicht wurde:
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