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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Palmsonntag, Lesejahr B

An und für sich ist der Mensch von anpassungsfähigem Wesen. Er hätte sonst in längst vergangenen Zeiten kaum überleben können. Jäger und Sammler mussten den Herden hinterherziehen oder neue Gebiete suchen, deren Nahrungsangebot das Überleben sicherten, wenn Klimawechsel, Naturkatastrophen oder andere Gründe ihn dazu zwangen. Der frühe Mensch hat es aufgrund dieser Wesenseigenschaft der Flexibilität zu überleben. Das änderte sich, als er sesshaft wurde. Jetzt hatte er Haus und Grund, das nicht nur verteidigt werden musste. Auch die Flexibilität ging verloren. Weidegründe konnte man neue suchen. Bestellte Äcker und Schollen hingegen waren und sind immobil. Die nomadische Existenz muss stets offen sein für Neues; immobil Sesshafte hingegen beschwören gerne eine Hermeneutik der Kontinuität oder – etwas vorsichtiger – eine Hermeneutik der Reform in der Koninuität, die suggeriert es sei alles immer schon so gewesen, wie es ist und wie es weiter sein muss. Man kann das verstehen. Man baut halt nicht alles Tage ein neues Haus für sich und die seinen. Selbst kleine Häuser sind kleine Paläste. Merkwürdig aber wird es, wenn führende Vertreter eine Kirche, die sich seit Augustinus selbst gerne als wanderndes Volk Gottes definiert, denen, die als Späher und Pfadfinderinnen neue Wege suchen, das Wort Gottes in neuen Zeiten zu verkünden, in einer Weise von der Hermeneutik der Kontinuität reden, die die Wanderschuhe in Beton einzementiert.


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kath 2:30 Dies DominiDies domini – 26. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Nun? Ist es was geworden in den vergangenen vier Wochen mit dem „Schätzesammeln“ im Himmel?

Ich habe vor einigen Sonntagen in einem Nebensatz bei den Sonntagsmeditationen von Prof. Beinert, die er auch im Internet zugänglich macht, die Bemerkung aufgeschnappt, es seien jetzt rund 150 Jahre, die die Kirche mehr damit beschäftigt sei, um sich selbst zu kreisen, als die frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen. Ich glaube, da ist wieder einmal der Nagel auf den Kopf getroffen: seit dem neunten Pius dreht sich so vieles in der Kirche, vor allem aus der Leitung, um Dogmen, Herrschaft, Hierarchie, dass gar kein Platz mehr ist für Caritas, Gefangenenbefreiung, Willkommenskultur und Sorge um den Andern. Der „Sozialprophet“ des Alten Bundes, Amos, haut es den Machthabern um die Ohren:

„Ihr ….. faulenzt auf Euren Polstern ….., ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David, ….. aber über den Untergang Josefs sorgt Ihr Euch nicht.“ (Am 6,4ff.)

Wie würde Amos heute formulieren? Ihr wollt Hochschulen gründen wie Ignatius von Loyola die Gregoriana, aber über den Untergang der Kirche sorgt Ihr Euch nicht?


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Achter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Sehr eindringliche Worte richtete dieser Tage der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz an seine deutschen Mitbrüder: „Vermeiden wir die Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen wie die Abschaffung des Zölibats, das Priestertum der Frauen, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene oder die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“, so der Erzbischof von Posen, Seine Exzellenz, der Hochwürdigste Herr Gadecki. Kurze Zeit später, nachdem der offene Brief offenbar zuerst der Öffentlichkeit, dann dem Adressaten zugegangen war, wie man das so unter Brüdern macht, erläuterte der Essener Generalvikar, schon durch seinen stets offenen Hemdkragen als Modernisierer und Zeitgeistapostel kenntlich, was von dem Schreiben zu halten sei: nämlich nichts. „Hochklerikaler Antimodernismus“ aus einer fernen, lange vergangenen katholischen Vergangenheit. Und flugs eilt der ebenso unverdächtige, allerdings des Modernismus, Görlitzer Bischof Ipolt herbei und springt seinem polnischen Sympathisanten bei: man solle doch nur ja die Stimme der Weltkirche hören, die sich da vernehmen lasse.

Tja. Eines schönen Tages verbietet der Papst den Alten Messritus, ein paar Tage darauf eröffnet er weitere Möglichkeiten dafür, wenn auch nur für die Petrusbrüder.  Einmal entlässt er wegen einer lange zurückliegenden Petitesse den Pariser Erzbischof nach wenigen Tagen, dann verordnet er eine monatelange Hängepartie für Köln, obwohl der öffentliche Druck, soweit man sehen kann, wesentlich höher ist, als er in Paris war. Und das, obwohl es ja die Medien waren, die der Papst in Haftung nimmt. Was ist da los? Da stimmt doch etwas nicht. Da gibt es doch offenbar keine klare Linie, sondern ein sonderbares Hin und Her, nicht nur bei Personalfragen, sondern in den Grundlagen, wenn die einen Bischöfe dem Zeitgeist folgen, den sie als Ausdruck des Hl. Geistes verstehen, und die andern ihn für Ausdünstungen der Hölle halten und das Weltkind in der Mitten mal zu der einen, mal zu der andern Seite zu wanken scheint.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 26. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Mit deutlichen Worten hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, zu Beginn der Herbstversammlung der deutschen Bischöfe diese zu einem neuen Denken aufgefordert und zur Illustration eine Begegnung geschildert, bei der ihn bei einem Spaziergang in der Mittagspause von Passanten und wirklich en passant die Frage erreichte: Na, wollen Sie uns von unseren Sünden erlösen? Ein bisschen spöttisch und eher mitleidsvoll gefragt. Der Bischof zieht daraus den Schluss, man, also sozusagen Kirche und Gesellschaft, laufe wohl im wahrsten Sinn des Wortes aneinander vorbei. Wohl wahr. Aber ist diese Folgerung nicht auch ein wenig kurz gesprungen? Ging es dem Passantenpaar um „Erlösung“ überhaupt? Um Sünde, eigene oder die der Kirche? Ich befürchte, die Differenz geht tiefer als bloß um kirchliches Image und die Notwendigkeit nicht selbst als Erlöser, sondern als Kirche großer und kleiner Sünder wahrgenommen zu werden.

Es geht darum, dass der Zeitgenosse von heute wohl kaum die Frage nach der Erlösung im Kontext der Erbsündenlehre stellt, weil er sich selbst gar nicht als Sünder und erlösungsbedürftig wahrnimmt. Die Frage Martin Luthers nach einem gnädigen Gott ist nicht mehr die Frage unserer Mitmenschen. Warum sollte ich den Schöpfer als anzubetendes und um Erlösung anzuflehendes Gegenüber ansehen, wenn der doch selbst, so es ihn gibt, als Verursacher aller menschlichen Dilemmata anzusehen ist. Wir können doch heute die Diskrepanz zwischen der postulierten Allmacht und Allgüte Gottes und die Erfahrung der Schlechtigkeit der Schöpfung in vielen Aspekten nicht mehr dadurch auflösen, dass wir sie den Menschen und ihrer angeblichen Erbsünde in die Schuhe schieben. Wer käme heute auf den Gedanken, es noch als vernünftig anzusehen, das Erdbeben von Lissabon 1755 dem Menschen anzulasten, wenn eine Stadt fast ganz zerstört wird und die verbliebenen Menschen sich am folgenden Tag zu einem Tedeum in der einzig stehengebliebenen Kathedrale zusammenfinden, die dann über ihnen einstürzt. Das wäre mehr als zynisch. Und für die Toten des Hochwassers an der Ahr ist wohl kaum der vielleicht zu spät warnende Landrat verantwortlich, sondern in erster Linie der, der diese Wassermassen völlig unverschuldet und unvorhersehbar in menschliche Siedlungen hat laufen lassen. An manchen Katastrophen wird der Mensch beteiligt sein, vieles macht die Natur aber auch ganz allein. Der Mensch von heute empfindet sich womöglich als ohnmächtig und blickt angstvoll in die Zukunft. Erlösung durch die Befreiung von seiner Sündenlast verspricht er sich nicht.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 1. Fastensonntag, Lesejahr C

Auch wenn die Fastenzeit gerade begonnen hat und eine gänzlich andere Prägung hat als die Karnevalszeit und ihr Höhepunkt am Rosenmontag, so sollte doch ein Düsseldorfer Karnevalswagen in Erinnerung bleiben, auf dem ein wohlbeleibter, unschwer am Ornat als Bischof erkennbarer Herr in einer Hängematte mit der Aufschrift „schonungslose Aufarbeitung des Missbrauchsskandals“ schläft, die zwischen zwei Kreuzen aufgehängt ist, die bereits bedenkliche Risse aufweisen. 

Das Evangelium des heutigen Sonntags spricht von drei Versuchungen, denen der Herr durch den Teufel in der Wüste ausgesetzt wird: Die Güter des Leibes werden in Aussicht gestellt, die dem nach vierzig Tage Fasten sicher gewaltig Hungernden doch sehr attraktiv erscheinen müssen; die Macht der Welt kann errungen werden und schließlich der Beweis göttlicher Herkunft durch die herbeieilenden Engel, die doch ein für allemal diesem Versucher das Maul stopfen müssten und die Bestätigung göttlicher, also geistlicher Macht wären. Nach dem angesprochenen Karnevalswagen könnte man sich auch eine Versuchung der Ruhe und des ungestörten Dösens im Frieden der Trägheit vorstellen, die sicher auch den Herrn berühren, aber wohl auch nicht überwältigen würde. 


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