Dies Domini – 27. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
So ein Weinberg ist eine schöne Sache. Als Tourist erfreut man sich an Wanderungen durch die ausgedehnten Rebspaliere, erfreut sich an der Aussicht, genießt die frische Luft und kehrt auf einen guten Schoppen in den Weinkeller ein. Ja, so ein Weinberg ist einfach erholsam … wenn man nicht der Winzer ist. Dann macht der Weinberg Arbeit – einfach, weil nichts so bleibt, wie es ist. Der Boden muss aufgelockert, die Reben ausgedünnt werden. Die Trauben werden verlesen und allein die Ernte in Steillagen ist immer noch von harter Arbeit geprägt. Die Früchte, die der Tourist in seiner Lust, das Gewohnte zu genießen, erhofft, sind nicht ohne Schweiß und Arbeit zu gewinnen. Ein Weinberg kennt keinen Status quo, der bewahrt werden könnte. Ein Weinberg ist ein steter und immerwährend dynamisches Projekt. Nur wer die dem Weinberg eigenen Dynamik akzeptiert, wird dessen Früchte und die Freude des Weines wirklich genießen können. Wem aber die Arbeiter im Weinberg fehlen oder wer nur Arbeiter im Weinberg hat, die eigentlich nichts tun wollen, den wird nicht wundern, dass da nur faule Trauben vor sich hin modern; er muss auch damit rechnen, dass der ganze Weinberg früher oder später zur Driesche wird, einem aufgelassenen Wingert, der zunehmend unansehnlich wird. Niemand wird mehr kommen, um sich an seiner verlorenen Schönheit zu erfreuen.
Die Bibel kennt viele Bilder für die Beziehung Gottes zu seinem Volk. Die Vater/Mutter-Kind-Metapher ist dem Alten Testament vertraut, auch ist die Rede davon, dass Gott sein Volk lieben würde, wie der Bräutigam die Braut. In einem der vielen Bilder, die die Heilige Schrift kennt, wird Israel, das Volk Gottes, auch als Weinberg beschrieben, der Gott als Winzer gehört. So ist es auch in der ersten Lesung vom 27. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A:
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Dies Domini – Sechster Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C
Man wird vermutlich auf einen breiten Konsens unter Exegeten, also Kennern des Neuen Testaments, treffen, wenn man behauptet, der vorösterliche Jesus habe mit den Heiden nicht viel im Sinn gehabt.
„Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ (Mt 15,24)
So heißt es bei Matthäus im 15. Kapitel, in dem eine kanaanäische Frau Rabatz macht, damit sie die Aufmerksamkeit Jesu erreicht und sich dann noch wenig schmeichelhafte Vergleiche mit kleinen Hunden anzuhören hat. Ein Bild, das uns auch bei Lukas im 7. Kapitel begegnet und nahelegt, Jesus lasse sich zwar von individuellem Leid erweichen, halte aber zunächst einmal nicht so sehr viel von Nichtjuden.
Andererseits dann nach Ostern der Missionsbefehl:
„Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,19)
Und was hatte er geboten:
„Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“ (Mt 5,18)
Also zwischen dem vorösterlichen Jesus und dem nachösterlichen gibt es da einen recht radikalen Bruch, vom Juden Jesus zum Begründer einer Weltreligion. Wann ist das geschehen? Man hört in der heutigen Lesung davon; es geht um das Apostelkonzil etwa um 48 n.Chr.:
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