Dies Domini – 12. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Man könnte meinen, Klimawandel und Starkregenereignisse seien das Tagesgespräch der Zeitgenossen Jesu und des Alten Testaments:
„er machte aus dem Sturm ein Säuseln“ (Ps 107,29)
berichtet der Psalmist;
„Der Herr antwortete dem Ijob aus dem Wettersturm“ (Ijob 38,1)
„Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm“ (Mk 4,37)
Windig offenbar, in biblischer Zeit. Fast könnte man meinen, dahinter stecke eine geheime Regie, die die Texte der Lesungen nicht nur aufeinander, sondern auch auf die Gegenwart bezögen. Was wäre dann wohl gemeint mit dieser sonderbaren Erzählung von der Stillung des Sturms, die Jesus offenbar mühelos auf Anforderung seiner Jünger bewerkstelligt:
„Die Wellen schlugen in das Boot, …., er aber …schlief.“ (Mk 4,37f.)
Jesus stand auf, drohte Wind und See und
„es trat völlige Stille ein.“ (Mk 4,39)
Aber vielleicht, tolle lege, ist das wirklich auf uns gemünzt, hier und jetzt: vielleicht soll uns das eine Antwort auf gelungene Kirchenleitung geben: seht Ihr? So hat es der Herr gemacht mit seiner Kirche da in dem wellenumtosten Bötchen auf dem nicht ungefährlichen See: er hat keine Angst und furchtlos, voll vertrauend auf seines Vaters Hut, bestimmt er alle Anfeindungen, einfach still zu sein und dies dauernde Gekeife und Geblöke sein zu lassen. „Schweig, sei still.“ Aber dazu muss man eindeutig sein. Wie hätte man es sich zu denken, wenn der Herr zunächst juristische Gutachten eingeholt hätte? Was hat er denn mit dem Sturm zu tun? Garantenstellung? Woraus? Geschäftsherrenhaftung? Nie gehört. Umdrehen, weiterschlafen.
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Dies Domini – 10. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Ein Kardinal bietet dem Papst seinen Rücktritt an. Mit „persönlichem und vertraulichem“ Schreiben vom 21. Mai 2021 an Papst Franziskus begründet der Münchener Erzbischof Reinhard Kardinal Marx nicht nur seine Entscheidung, sondern bittet sogar ausdrücklich darum, dass sein Verzicht angenommen wird. Sollte der Papst dieser Bitte nicht folgen, so scheint es, müssen wohl sehr gut begründete Motivationen für ein Weiterwirken des noch amtierenden Erzbischofs von München und Freising gefunden werden. Sicher würde Kardinal Marx einer solche Bitte gehorsam folgen – zumindest wird im Schlussgruß gleich zweimal auf den Gehorsam abgehoben: Oboedientia et Pax (Gehorsam und Friede) grüßt ein gehorsamer Erzbischof.
Es ist noch nicht allzu lange her, da antwortete der Münchener Erzbischof – weiland noch in der Rolle eines Vorsitzenden der Deutschen Bischofkonferenz – auf die Frage der Journalistin Christiane Florin nach möglichen Rücktritten angesichts des in der sogenannten MHG-Studie vom September 2018 offenbar gewordenen Missbrauchs mit einem flotten „Nein!“. Neben ihm saß das purpurne „Nein!“ kopfschüttelnd verstärkend der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Stephan Ackermann. Beide fassten sich – wohl in einer Art Übersprunghandlung – unmittelbar danach physisch an die eigene Nase. Nun, gut drei Jahre später, zieht mit Erzbischof Reinhard Kardinal Marx ein erster Bischof in Deutschland scheinbar aus freien Stücken die Konsequenzen und bietet dem Papst seinen Rücktritt an. Die anderen Bischöfe vor ihm – die Kölner Weihbischöfe Dominik Schwaderlapp und Ansgar Puff sowie der Hamburger Erzbischof Stefan Heße – entschieden sich zu diesem Schritt erst, als die Vorwürfe der Vertuschung nicht mehr zu leugnen waren. Kommt damit der noch amtierende Münchener Erzbischof jenem Getriebenwerden zuvor? Möglichweise, sind doch aus seiner Zeit als Trier Vorwürfe der Vertuschung offenbar geworden, die nicht einfach aus dem Weg zu räumen sind. Auch liegt in München wohl ein Missbrauchsgutachten der Kanzlei Westphal, Spilker und Wachtl vor, dessen Inhalt noch nicht bekannt ist. Zu vermuten ist, dass wenigstens die Verantwortung früherer Erzbischöfe von München und Freising – unter ihnen auch Joseph Ratzinger und Friedrich Wetter – aufgedeckt werden könnte. Wie auch immer: Ganz freiwillig ist der Schritt von Kardinal Marx möglichweise nicht, wie der Zeit-Journalist Raoul Löbbert meint:
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Es ist sicher keine Untertreibung, wenn man die Ereignisse vom 11. Februar 2013 als historisch bezeichnet. Der überraschende Rücktritt Papst Benedikts XVI am Rosenmontag war selbst für Insider völlig unerwartet. Kein Wunder, dass die Spekulationen über die Gründe Anfang der Woche in zahlreichen Foren, Talkshows und Artikeln ins Kraut schossen.
Nicht alles, was dort zu lesen, zu hören und zu sehen war, entsprang wohlüberlebter Reflexion. Was da die Besserwisser nicht alles von sich gaben. In der WDR Sendung „Lokalzeit Bergisch Land“ vom 11.2.2013 verstieg sich ein im Bergischen Land wohnender, als Mitarbeiter von Radio Vatikan ausgewiesener Interviewpartner zu der Aussage, auf den Gängen des Vatikan wäre von Demenz die Rede – eine Information, die völlig ungeprüft in Umlauf gebracht wurde. In der Ausgabe der gleichen Sendung vom 12.2.2013 durfte ein junger Wuppertal unwidersprochen den Papst als „größten Abzieher“ bezeichnen, ohne dass nachgehakt wurde, wie er denn zu dieser Aussage käme.
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Papst Benedikt hat mit der Ankündigung seines Rücktritts zum Ende des Monats selbst die Experten und Insider der katholischen Kirche überrascht. Damit hatte keiner gerechnet, doch Benedikt XVI. bleibt sich treu.
Mit derselben Einstellung, mit der er im April 2005 die Wahl zum Papst annahm, „um Arbeiter im Weinberg des Herrn zu werden“, hat er nun das Ende seiner Amtszeit verkündet: Aus der Bereitschaft, dieser Kirche, den Menschen und so Christus zu dienen. Aus der Einsicht, dass ihm die geistigen und körperlichen Kräfte für die vielfältigen und gewaltigen Aufgaben dieses einzigartigen Amtes nicht mehr zur Verfügung stehen, hat Benedikt die Konsequenz gezogen. Auch in dieser Entscheidung zeigt sich seine innere Freiheit, die auf dem Fundament eines tiefen Glaubens, des Gebetes und der Liebe zur Wahrheit gegründet ist.
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