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kath 2:30 Dies DominiWieder einmal ist es nach der Sintflut. Gefühlt scheint sich die Frequenz solcher Naturgewalten zu erhöhen. Mit einem gewissen Fatalismus werden die sich häufenden Ereignisse hingenommen, wo früher noch die Klage erhoben wurde, wie Gott so etwas zulassen können … so er denn ist. Was glauben Sie denn?

Mit eben jenem Fatalismus scheinen viele auch die anderen Krisen der Welt bestenfalls zu Kenntnis zu nehmen. Ob der Krieg im Nahen Osten, der droht, zu einem Flächenbrand zu werden, oder dem Überfall Russlands auf die Ukraine, bei dem ein Autokrat nicht nur die Jugend des eigenen Volkes für seine Ideologie opfert – im saturierten Westen möchte man mit all dem eigentlich nichts zu tun haben. Bestenfalls zündet man Kerzen des Friedens an, betet vielleicht für die Beendigung des Krieges oder singt mit der Inbrunst der eigenen unbedrohten Existenz von Herzen, dass Friede für alle werden möge. Das ist allzu menschlich, aber letztlich zu wenig, wie Nathan der Weise in Lessings dramatischem Gedicht seine Tochter Recha lehrt:

„Begreifst du aber, wie viel andächtig schwärmen leichter, als gut handeln ist? Wie gern der schlaffste Mensch andächtig schwärmt, um nur – ist er zuzeiten sich schon der Absicht deutlich nicht bewusst – um nur gut handeln nicht zu dürfen?“


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 12. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Grenzen zu ziehen ist dem Wesen des Menschen an sich eigentümlich. Allein die Körperlichkeit des Menschen begrenzt ihn. Der Leib des Menschen umfasst diese Einheit von Seele und Körper, die seine Person begründet und ihn von anderen Leib-Seele-Einheiten unterscheidet. Person wird der Mensch unter anderem erst durch diese Begrenzung des ihm zukommenden Raums und der ihm gegebenen Zeit. Beides ist begrenzt und verortet in dem großen Raum-Zeit-Kontinuum, in dem sich immer der Mensch immer neue Abgrenzungen formuliert: Galaxien, Sonnensysteme, Planeten, Planetoiden, Kometen, Meteore und Meteoriden. Des Menschen Lust ist die De-finition, die Abgrenzung (so die deutsche Übersetzung des lateinischen Wortes „definitio“). Er braucht die Definition, um die Welt im wahrsten Sinn des Wortes begreifen zu können. Hier und da, hüben und drüben, jetzt und bald – oder schon früher, oben und unten – erst durch die Definition, durch die Abgrenzung erhält die Welt für den Menschen eine Struktur. Es verwundert also nicht, dass schon im Paradies die Abgrenzung zum Wesen des Menschen gehörte, er, der jedem Lebewesen seinen Namen gibt:

Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. (Genesis 2,19-20)

Der kurze Text ist bemerkenswert. Gott macht den Menschen zu seinem Kompagnon, also zu seinem Gefährten. Er, der schafft, überlässt seinem Gefährten die hoheitliche Aufgabe der Namensgebung, der Definition. Bereits hier, am Beginn der Raum-Zeit-Geschichte des Menschen, wird deutlich, wie groß das Vertrauen Gottes in den Menschen ist. Der Mensch hat noch keine Erkenntnis. Er ist noch unmündig wie ein Kind, das sich seiner Nacktheit noch nicht bewusst ist. So heißt es wenige Verse später:


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