Ideologien sind stärker als Beton. Mauern aus Steinen kann man überwinden, einreißen, abreißen. Aber die Mauern im Kopf sind nahezu unzerstörbar. Auch 34 Jahre nach der Wiedervereinigung ist nicht wirklich zusammengewachsen, was zusammengehört. Wenn nach soziologischen, ökonomischen oder politischen Umfragen und Untersuchungen die Ergebnisse auf Karten visualisiert werden, kann man nur allzu häufig die alten Grenzen noch erkennen. Was am 3. Oktober 1990 mit Jubel und Feuerwerk begann, hat heute eher den Charakter einer Feierstunde, die in ihrem getragenen Ernst kaum von Trauerfeiern zu unterscheiden ist. Dabei wurde die Wiedervereinigung doch durch den Freiheitsdrang derer ermöglicht, die sich innerlich wie äußerlich eingesperrt fühlten und die Freiheit der Wortes, der Meinung, der Presse ersehnten. Sie waren bereit, Zäune und Mauern zu überwinden. Wo ist dieser Freiheitsdrang geblieben, wo die Freude über Leben in Einheit? Lohnt es sich überhaupt noch, für diese Freiheit zu kämpfen? Was glauben Sie denn?
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