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kath 2:30 Dies DominiWas helfen Worte, wenn niemand sie tut? Diese Frage steht nicht nur an diesem Sonntag, an dem in Deutschland der 18. Bundestag gewählt wird, im Raum. Was sind die Wahlversprechen morgen noch wert, die gestern vollmundig gegeben wurden. Hat der Souverän die Schuldigkeit des Kreuzchens getan, kann wieder die politische Realität einkehren. Das Volk ist nicht so dumm, wie mancher Parteistratege mit  Blick auf den politischen Machterhalt oder -erwerb denken mag. Der Sinn für die gesellschaftlichen Realitäten ist in der Bevölkerung wohl selten so ausgeprägt gewesen wie in der Gegenwart. Es ist offenkundig, dass die ehemaligen politischen Blöcke so nicht mehr existieren. Es geht nicht mehr um die horizontale Teilung der Gesellschaft in linke und rechte Milieublöcke. In Zukunft wird eher die Frage nach der vertikalen Teilung der Gesellschaft in Arme und Reiche den sozialen Diskurs bestimmen. Und das ist bei weitem keine innerdeutsche Fragestellung. Das Zusammenleben der Kulturen und Völker in Europa, aber auch über Europa hinaus wird bereits jetzt schon von dieser Teilung bestimmt.

Diesen Zustand kann man nicht einfach wegbeten, zumindest dann nicht, wenn das Gebet das Ziel hat, Gott möge das Problem bitte lösen – und den Beter ansonsten damit in Ruhe lassen. Wahres Beten führt zu innerer Erkenntnis. Ein solches Gebet wird zum Spiegel, der das Anliegen auf den Beter zurückwirft: Es ist dein Auftrag, an und in der Welt mitzuarbeiten. Bete daher nicht darum, dass das Problem verschwindet. Bete um Erkenntnis, was du zur Lösung des Problems tun kannst. Du wirst erkennen. Es sind vielleicht nur kleine Schritte, die du gehen kannst. Aber auch die musst du – und nur du – gehen.

Das „Herr, die Armut der Welt kotzt mich an“-Gebet wird einem, der so betet, im Halse stecken bleiben. Die Worte werden sich ihm im Mund herumdrehen. Er wird zum Propheten werden, der der Welt den Spiegel vorhält.


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