Die Älteren kennen noch den Klang des Hymnus‘ „Dies irae“, der als Sequenz in der Totenmesse gesungen wurde. Der „Tag des Zornes“, an dem sich das Gericht ereignet und Jesus als rex tremendae maiestatis, als König schrecklicher Gewalten, Recht sprechen wird. Gleichzeitig erinnern die, die im Angesicht des Todes diesen Hymnus anstimmten, Jesus an seine Milde, denn er kam doch um der Menschen willen.
Das Dies irae ist mehr als ein mittelalterlicher Hymnus. Es ist ein bedeutendes Stück Musikgeschichte, das in zahlreichen Variationen in zahlreichen Werken der Klassik (erinnert sei nur an die Parodie des Dies irae im 5. Satz der Symphonie fantastique von Hector Berlioz) bis hin zur modernen Filmmusik (etwa die Filmmusik zum „Herrn der Ringe“ von Howard Shore).
Das jüngste Gericht, der Tag der Wiederkunft Christi, wurde seit dem Mittelalter als Tag des Schreckens und des Zornes gefürchtet. Es war der Tag, an dem Gericht gehalten wurde; der Tag, an dem der Mensch sein Innerstes zu entblößen hatte und sein irdisches Leben abgewogen wurde. Niemand konnte sicher sein, ob er heil aus diesem Gericht kommen würde.
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