Dies Domini – Erster Adventssonntag, Lesejahr B
Komplexe Sehnsucht erfasst den Menschen an den Rändern seiner Existenz. In den Abgrund des Seins schauend wird jeder zum Kind. Die schiere Unfassbarkeit und Größe erahnend bleibt nur der Ruf den Halt helfender Hände, die im Schwindel unausweichlicher Ohnmacht festhält. Im Ahnen des Scheiterns soll Hilfe von oben kommen, von denen, die noch die Macht haben, die Dinge zu richten und zu retten. Die sollen es machen, wo man selbst nichts machen kann. Von Kindesbeinen an hat der Mensch gelernt, dass da Vater und Mutter sind, die das Unlösbare lösen – oder eben auch nicht.
Entwicklungspsychologisch ist es die früheste Kindheit, in der der Mensch die einmalige Chance hat, Urvertrauen zu entwickeln. Es ist eine fragile Zeit, in der Vater und Mutter gottgleich die eigene Existenz gewährleisten. Selig der Mensch, der sich auf Vater und Mutter verlassen konnte; später um Seligkeit ringend diejenigen, deren selbstverständlich hoffende Kindesliebe auf wenig Resonanz stieß. Es gibt weder da noch dort Automatismen. Das Leben kann bei einer schwierigen Kindheit genauso gelingen wie das einer geborgenen Kindheit scheitern kann. Das Urvertrauen aber, jene Haltung einer grundständigen Gelassenheit, die sich aus der existentiellen und vorbewussten Erfahrung nährt, unverdient geschützt worden zu sein, ist nicht substituierbar. Das Leben eines Menschen erfährt bereits eine Prägung, wenn er kaum schwarz von Weiß unterscheiden kann. Vater- und Mutterschaft ist ein wahrhaft göttlicher Auftrag, eine Verantwortung dem neuen Leben gegenüber, eine Zumutung, aus der ebenso Verheißung wie Fluch erwachsen können. Angst und Schrecken mögen die überfallen, die sich dessen bewusst werden, aber gleichzeitig auch Freude und Stolz, dass das Sein ihnen das zutraut.
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Dies Domini – 6. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A
Bevor an die Überlegungen der letzten Woche anschließend die nächsten beiden Gebote im Fokus stehen sollen, darf die heutige Lesung aus dem Petrusbrief nicht unbeachtet bleiben, denn
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig“ (1 Petr,16)
beinhaltet einen zu jeder Zeit, besonders aber heute, sehr wichtigen Aspekt: unser christlicher Glaube ist ein tradierter, ein überlieferter Glaube. Alles was wir von den Ursprüngen und der Kirchengeschichte wissen, wissen wir, weil es immer Menschen gab, die die Geschichte Gottes mit seinem Volk, mit seiner Schöpfung, mit uns Menschen und letztlich damit mit jedem einzelnen von uns, weitererzählt haben. Zu jeder Zeit gab es Menschen, die so erfüllt von der Botschaft waren, dass sie sie auch anderen Menschen nicht vorenthalten wollten. Diesen Ansatz verfolgen auch wir mit unserer täglichen Arbeit: Zeugnis abzulegen, verbal und symbolisch, überzeugt und theologisch fundiert, von dem, was unseren Glauben im Kern ausmacht. Religiöser Dialog wird immer wichtiger, dabei auskunftsfähig zu werden und zu bleiben, ist elementar wichtig, wenn wir mit der wachsenden Zahl von Muslimen in unserer Gesellschaft in einen interreligiösen Dialog treten wollen, aber ebenso, wenn wir uns vor Augen führen, dass es auch interkonfessionell bleibende Unterschiede gibt, denen man alleine mit einem gemeinsamen Christusfest anlässlich des diesjährigen Reformationsjubiläums eher nicht gerecht wird.
Insgesamt müssen wir die Scheu verlieren, von dem zu sprechen, was uns im Innersten bewegt, die frohe Botschaft hat es verdient, immer wieder neu in die Welt getragen zu werden, weil es – zumindest ist dies meine tiefste Überzeugung – nichts Befreienderes gibt, als die Botschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe, die ich gar nicht für mich be- und damit den anderen vorent-halten kann.
Nun aber zu zwei weiteren Geboten, die auch unser alltägliches Leben als Christ ausmachen.
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Der Glaube an einen dreifaltigen Gott stellt eine Herausforderung dar. Nicht nur der modern aufgeklärte und naturwissenschaftlich konditionierte Mensch stößt sich an der Gleichung „1=3“. Auch der interreligiöse Dialog mit den anderen monotheistischen Religionen steht angesichts des trinitarischen Dogmas immer wieder vor Kommunikationsschwierigkeiten.
Es liegt im ureigensten Ansatz und Auftrag der Katholischen Citykirche Wuppertal, neue Wege zu den Menschen zu suchen. Dazu gehen wir an die Orte, an denen die Menschen leben – eben auch auf die Straßen und Plätze der Stadt. Nicht selten kommt es dabei auch zu Begegnungen und Gesprächen mit Muslimen. Hin und wieder werden wir dabei auch nach diesem aus muslimischer Sicht eigenartigen Glauben an einen Gott in drei Personen gefragt. Mit einem jungen Muslim entspann sich so eine interessante Diskussion. Die Erklärung, dass Christen an einen Gott glauben, der sich in einer dreifachen Weise zeigt – als schöpferischer Vater, als menschgewordener Sohn und als im Menschen Wohnsitz nehmender Heiliger Geist, wurde mit der Frage gekontert, wie das den sein könnte, dass Gott an drei Stellen gleichzeitig sei.
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4. Fastensonntag Lesejahr C – Lk 15, 1-3; 11-32
Der verlorene Sohn – Reue und Umkehr
Das Evangelium dieses Sonntags berührt wahrscheinlich das Gerechtigkeitsempfinden jedes Einzelnen, so oft wir es hören aufs Neue. Da ist einer, der sich, wie er selbst einräumt, gegen Gott und gegen seinen Vater versündigt hat, der alles Geld aus dem Fenster geworfen hat und erst zurückkehrt, als er keinen anderen Ausweg mehr sieht. Und da ist ein Anderer, der treu bei seinem Vater geblieben ist, Tag für Tag für den Hof gearbeitet hat und sich nichts hat zu Schulden kommen lassen.
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