Dies Domini – 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Liest man die drei Lesungen des heutigen Sonntags, fühlt man sich wie in einem falschen Film: Aus dem Buch der Sprüche trägt man uns heute einige Weisheiten zur Rolle der Frau vor:
„Sie tut ihm (dem Mann) Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens. Sie sorgt für Wolle und Flachs und arbeitet voll Lust mit ihren Händen. Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger fassen die Spindel.“ (Spr 31,12f.)
Na also, geht doch. Genderblödsinn und Emanzipation, da steht doch, wie gut es geht und dem Herrn gefällt, wenn die Frau sich ordnungsgemäß um den Haushalt kümmert.
Und die Lesung aus dem Neuen Testament beschreibt unsere Lebenswirklichkeit präzise:
„Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie …. Und es gibt kein Entrinnen.“ (1 Thess 5,3)
Was soll man davon halten? Wir sitzen gerade gemütlich in unserer Komfortzone, da kommt Putin und stört uns beim Verzehr der Friedensdividende. Kaum sind wir über diese unerträglichen Grausamkeiten etwas abgestumpft, da führen Hamas-Terroristen die schlimmsten Pogrome gegen Juden seit der Shoah aus einem als Schutzschild missbrauchten Krankenhaus, da weisen unsere Meinungsmacher auf die völkerrechtswidrigen Angriffe auf eine Klinik hin. Es kommt Verderben über uns und es gibt kein Entrinnen.
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Auch nach der Sesshaftwerdung ist der Mensch ein Jäger und Sammler geblieben. Bis heute ist er auf der Jagd nach den günstigsten Angeboten. Er sammelt Schnäppchen, denn er ist ja nicht blöd. Am liebsten will er bleiben, wie er ist. Deshalb darf sich nichts ändern. Zweifellos ändern sich die Dinge und Verhältnisse aber laufend. In früheren Zeiten, als der Mensch noch in kleinen Clangruppen von maximal 200-300 Personen lebte, zog man einfach fort und suchte neue Jagdgründe. Das hat sich mit der Sesshaftwerdung geändert. Man hatte jetzt Besitz, den es zu bewahren galt. Man baute Zäune und steckte Claims ab, die es zu verteidigen galt. Er hatte jetzt etwas zu verlieren. Das ist die Angst, die auch den modernen Menschen mit all seinen technischen Errungenschaften umtreibt. Er hat zu viel zu verlieren. Was glauben Sie denn?
Im vergangenen Jahr 2022 sind die westlichen Illusionen wie Seifenblasen zerplatzt. Ganz zu schweigen von den globalen Folgen des Klimawandels hatte man sich über billiges Gas aus Russland gefreut und nicht nach den Hintergründen gefragt. Man hatte sich selbst für unglaublich schlau halten auf „Just in time“-Lieferketten gesetzt und teure Lagervorhaltungen vermieden. Außerdem ließ man gerne dort produzieren, wo Arbeitskräfte billig und Arbeitnehmerrechte nicht ganz so tiefgreifend waren, wie hierzulande. Geiz war eben geil. Jetzt aber steht uns die selbstverschuldete Blödheit unausweichlich vor Augen. Es ist eben schlimm, wenn nichts bleiben kann, wie es ist.
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Dies Domini – 3. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B
Jeder Wunsch scheitert an der Wirklichkeit; jedes Märchen zerschellt an der Materie. Wenn das Gewünschte Wirklichkeit wird, hört es auf Wunsch zu sein. Das Märchen hingegen lebt vom Zauber des Unwirklichen, des Surrealen, dessen Wahrheit auf einer immateriellen Ebene zu finden ist. Das materielle Begreifen einer Wahrheit, der greifbare Beweis widerspricht dem Märchenhaften.
In den Zeiten als das Wünschen noch geholfen hatte, lebte in den Märchen noch ein Sinn für eine Wahrheit, die das bloß Sichtbare übersteigt. Märchen sind eine wichtige und notwendige Form der Kommunikation über das Erhoffte, Ersehnte, Archetypische und Existentielle des menschlichen Daseins, das sich eben nicht bloß im Materialistischen ergibt. Die todzerstörende Macht der Liebe kommt eben in einem Märchen wie Schneewittchen viel stärker zum Ausdruck als es naturwissenschaftliche Analysen über die Hormonausschüttung bei der olfaktorischen Wahrnehmung eines geruchskomplementären Gegenübers, dessen Pheromone einen den eigenen Genpool erweiternden Chromosomensatz anzeigen, vermögen. Ebenso wird in demselben Märchen die tiefenpsychologische Dimension der Loslösung der jungen Generation von den Altvorderen und das Entdecken des eigenen Lebens wie die Schwierigkeiten der Altvorderen der Jugend die Jugend zu gönnen viel unmittelbarer erfasst, als es noch so gelehrte psychologische Studien je könnten. Keine Frage: Die Märchen erzählen Wahrheit auf eine subtile und gerade deshalb unmittelbare Weise. Wird diese Wahrheit weniger wahr, wenn man die Märchen dekonstruiert und entdeckt, dass es gar keine Zwerge in den sieben Bergen gibt?
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Eine wohl – zumindest bisher – einzigartige Enzyklika ist Ende der letzten Woche veröffentlicht worden: eine Enzyklika, die in weiten Teilen die Handschrift des emeritierten Papstes Benedikt XVI. trägt, an einigen Stellen durch den amtierenden Papst ergänzt wurden und nun auch dessen Unterschrift trägt. Eine Vierhände-Enzyklika also. Sie kann betrachtet werden als diejenige Schrift, die das Pontifikat Benedikts zum endgültigen Abschluss bringt, obwohl Franziskus sich auch sonst nicht scheut, gemeinsam mit Benedikt aufzutreten. Das wurde vor einigen Tagen bei der gemeinsamen Segnung einer Statue sowie der gemeinsamen Weihe des Vatikanstaates an die Heiligen Michael und Josef erkennbar. Welche Amtstheologie und welche Vorstellung des Primates Papst Franziskus damit zum Ausdruck bringt, diese Interpretation bleibt noch zu entschlüsseln.
Nach den beiden Enzykliken „Deus Caritas est“ über die Liebe sowie „Spes Salvi“ über die Hoffnung nun also das letzte Thema des Dreischritts: der Glaube „Lumen Fidei“ – das Licht des Glaubens. Gleich zu Beginn wird deutlich gemacht, welcher Unterschied zwischen dem Licht (des Glaubens) und der Sonne, die ja ansonsten für die Helligkeit in unserem Leben zuständig ist, besteht: Die Sonne erleuchtet nicht die ganze Wirklichkeit; sie geht auf, geht aber auch wieder unter, und sie vermag eben nicht bis in den letzten Winkel des Dunkels, bis in den Tod vorzudringen. Der Märtyrer Justinus beschreibt den Unterschied wie folgt: „Niemals konnte jemand beobachtet werden, der bereit gewesen wäre, für seinen Glauben an die Sonne zu sterben“ (zitiert nach LF 1).
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Zu „Auf ein Wort – Gott hat sich entschieden“ vom 24.12.2011 und der anschließenden Leserbriefdiskussion
1Das Wort zu Weihnachten „Gott hat sich entschieden“ von Superintendentin Frau Federschmidt und mir hat Kritik hervorgerufen und eine kleine Diskussion entfacht. Der Wuppertaler Rundschau und den Diskussionsteilnehmern danke ich dafür. U.a. geht es um die Forderung nach einer angemessenen Ausdrucksweise, den christlichen Schöpfungsglauben und um das Verhältnis von christlichem Glauben und Wissenschaft. In aller Kürze möchte ich einiges klar stellen und entgegnen.
Teilweise werden falsche Behauptungen aufgestellt, um diese dann heftig zurückzuweisen. Die katholische Kirche (und ebenso die evangelische) vertritt nicht den Standpunkt, dass „die gesamte Schöpfung … nur einen einzigen Zweck hat – den Menschen, die „Krone der Schöpfung“. Eine solche ausschließliche Ausrichtung auf den Menschen wäre sogar unchristlich. Im christlichen Glauben an Gott kann ich sagen, dass die Welt sich Gottes Freiheit und Liebe verdankt. Diese gläubige Sinndeutung ist unabhängig von der Beantwortung der wissenschaftlichen Fragen, wie die Welt entstanden ist – wahrscheinlich nach einem sog. Urknall ? – und wie sich dann auf der Erde im Laufe der Evolution menschliches Leben entwickelt hat.
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„Wenn es die katholische Kirche nicht gäbe, müsste man sie erfinden. (…) Mir ist am wohlsten und ich fühle mich am sichersten, wenn ich den Elefanten der katholischen Kirche da stehen habe, und die Modernitätshysteriker können sich daran abarbeiten. (…) Der Charme der katholischen Kirche besteht darin, dass sie auf der Bremse – und das brauchen wir.“ – so sagte Rüdger Safranski am Sonntag, dem 29. November 2009 in der ZDF-sendung „Das Philosphische Quartett“, das sich dem Thema „Die Politik Papst Benedikts XVI. Kreuzzug gegen die Moderne?“ gewidmet hatte (>> Link zur Sendung). Wenig später folgte dann die Aussage des Komoderator Rüdiger Safranskis, Peter Sloterdijk, vom „Weltkulturerbe ‚Katholizismus'“.
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