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kath 2:30 Dies DominiAuf WDR2 gibt es jeden Sonntag das härteste Rätsel der Welt. Nach und nach erfahren die Hörerinnen und Hörer vier Begriffe, deren Gemeinsamkeit sie erraten müssen. Ein Rätsel, das dort noch nicht gesendet wurde, das ich Ihnen aber heute anbieten möchte, lautet folgendermaßen: Was verbindet Winnetou, Dreadlocks, Erzbischof und Methan? Was glauben Sie denn?

Richtig: Es sind die Aufregerthemen der Gegenwart. Man ist dafür oder dagegen. Tertium non datur! Dazwischen gibt es nichts. Das kennzeichnet die Kommunikation der Gegenwart: Empörung gebiert Emporkömmlinge, deren Standpunkte fest zementiert sind. Wo es aber aufgrund der argumentativen Selbstbeschränkung keine kommunikativen Schnittmengen mehr gibt, bleibt nur das gegenseitige Abkanzeln. So wird die Gesellschaft in zwei Parteien gespalten, die ein garstig breiter und tiefer Graben trennt: Wir hier gegen die da.

Dem breiten und tiefen Graben entspricht der kommunikative Gestus: Man spricht nicht mehr miteinander, sondern brüllt sich an. Statt den Versuch zu wagen, durch Hören den anderen Standpunkt überhaupt erst einmal wahrzunehmen und zu verstehen, werden mit öffentlichen Statements oder offenen Briefen Positionen dargestellt. Oft stellt sich da die Frage, ob überhaupt eine Antwort erwartet wird, die zu einem echten Diskurs führen würde. Das Abkanzeln und Canceln ist an die Stelle des Streitens und argumentativen Ringens getreten.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Blutsbrüder zu sein, Blutsbrüder wie Winnetou und Old Shatterhand, das war mehr als Freundschaft. Blutsbrüder standen mit dem Leben füreinander ein. Sie waren nicht nur eines Sinnes und Geistes; sie waren eins. Über mehrere Tagesritte hinweg erahnten sie nicht nur, dass der andere in Gefahr war; sie spürten es geradezu am eigenen Leib. Der eine war der andere. Raum und Zeit waren nicht in der Lage, sie zu trennen. Auch der Tod vermochte das nicht, als der Häuptling der Apachen in den Armen des Mannes mit der sicheren Hand starb und dabei die letzten Worte haucht:

Schar-lih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!

Schar-lih, wie Winnetou Old Shatterhand nennt, hatte seinen missionarischen Auftrag als Christ erfüllt. Er hatte dem Häuptling der Apachen den Sohn des guten Manitou verkündet. Wer, wie Schar-lih, vulgo: Old Shatterhand, in Christus den Urgrund des Lebens erkannt hatte, kann da gar nicht anders. Als Blutsbruder war das für ihn wohl selbstverständlich

Keinesfalls aber ist es selbstverständlich, Blutsbruder zu werden. Die Blutsbrüderschaft muss errungen, ja erkämpft werden. Manchmal ist das gar ein Kampf um Leben und Tod. Die Loyalität der Blutsbrüder hat hier ihren Grund. Sie ist erprobt, errungen, gehärtet an Rivalität des Lebens. Wer nicht nur auf die Worte des anderen hört, sondern ihm sein Leben anvertraut und mit seinem Blut für ihn einsteht, der muss den anderen bis in die Tiefe hinein kennen lernen. Nicht das Wort „Bruder“ zählt, sondern das Leben in der Hand des anderen, während man sein Leben selbst in Händen hält. Blutsbrüder sind nicht selbstfixiert; sie leiden und leben im anderen. Deshalb sind Blutsbrüder die Guten, sie suchen das Gute, sie tun das Gute. Der Blutsbruder kennt keine Falschheit, keinen Betrug.

Wie anders stellen sich die Bruderschaften dar, von denen die Bibel erzählt: Kain und Abel, Jakob und Esau, Josef und seine elf Brüder – sie alle sind zwar dem Blut nach verwandt, aber sie suchen den eigenen Vorteil. Mord, Betrug und Verrat sind die Mittel, um die eigenen Ziele zu erreichen, Intrigen und Fallen ihre Methode. Wer solche Brüder hat, braucht wahrlich keine Feinde mehr. Blut mag dicker als Wasser sein, wahre Blutsbrüder werden sie nie werden.


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