Dies Domini – 3. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Wer dieser Tage die offenbar von einem um die Auflage besorgten eifrigen Verleger inszenierte Boulevardkomödie von den beiden Buchautoren, dem im weißen und dem im roten Gewand, die sich irgendwie einig waren und doch nicht einigen konnten, miterleben durfte, der weiß, dass brüderliche Idylle zwar irgendwie wie in der Lesung aus dem Korintherbrief angestrebt werden sollte, aber doch nicht immer schon vorausgesetzt werden kann:
„Es wurde mir nämlich, meine Brüder und Schwestern, von den Leuten der Chloe berichtet, dass es Streitigkeiten unter Euch gibt.“ (1 Kor 1,11)
Gut, dass der Herr Erzbischof Gänswein dazwischen vermitteln konnte und mithilfe des bekannten Vera-Prinzips das tatsächliche Einvernehmen der beteiligten Herren mit dem wirklichen Mann in Weiß beschwören konnte. Dieses Vera-Prinzip, wissenschaftlich-theologisch von dem Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke eindrucksvoll beschrieben, bedeutet, dass gerade dann kirchenamtlicherseits eine besondere Betonung auf das wahrhaft Gegebene („Vera“) erfolgt, wenn es der ahnungslosen Welt verborgen ist: so z.B. die umfassende Transparenz in den vatikanischen Finanzen, die rückhaltlose Aufarbeitung des Missbrauchsskandals oder die Gleichberechtigung der Frau in der Kirche. Man müsste lachen, wenn es nicht auch sehr traurig wäre.
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Wieder einmal ist die Zölibatsdiskussion voll entbrannt. Kath 2:30 hatte sich bereits im letzten Jahr mit einem Beitrag geäußert. Tatsächlich hat man den Eindruck, dass alles schon einmal da war. Die Traditionellen rühmen den Zölibat, die Progressiven möchten ihn sofort abschaffen. Die Argumente sind dieselben. Man hat den Eindruck, dass beide Positionen völlig verhärtet bzw. – um es biblisch zu sagen – völlig verstockt sind. Das ehemals lebendige Grün ist verholzt und zum Stock geworden.
Aber jetzt haben sich 144 Theologen zu Wort gemeldet. Und schon ist wieder Leben in der Diskussion. Freilich sind die Forderungen des Theologen-Memorandums nicht neu. Aber sie zeigen zuerst die Sorge um den weiteren Weg der Kirche – einer Kirche, die eben nicht nur aus Bischöfen und Klerikern besteht. Es ist das gute Recht – und bisweilen auch die Pflicht – des Getauften und Gefirmten, sich zu Wort zu melden. Davon haben die 144 (welch eine symbolische Zahl, diese 12×12) Gebrauch gemacht.
Wider die Verstockung – Kirche lebt erst, wenn sie streitet: Das können wir Christen auch von den Juden lernen! In einem jüdischen Lehrhaus ist es nie still. Man streitet mit Leidenschaft und sucht den anderen zu überzeugen, weil man sicher ist, im Recht zu sein. Aber man hört dem anderen auch zu, weil man ebenso sicher ist, dass man vielleicht doch irren könnte. Nur so kommen wir der Wahrheit auf die Spur!
Wider die Verstockung, das meint auch unser Cartoonist Knut „Kumi“ Junker:
Aktuelle Themen kurz und knapp von Kumi, alias Knut Junker, auf den Punkt gebracht.
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In den letzten Wochen sind zuerst in Berlin, dann auch in anderen Bistümern und Einrichtungen der katholischen Kirche Vorfälle von sexuellem Missbrauch, von Verbrechen bekannt geworden. Trauer und Entsetzen, manchmal Zorn und Unverständnis empfinde ich, wenn ich diese bitteren Wahrheiten erfahre und davon höre, und bestimmt nicht ich alleine. Auch in Wuppertal ist ein besonders schlimmes Vergehen von vor vielen Jahren bekannt geworden. Menschen ist für ihr Leben lang schweres Leid zugefügt worden, durch Priester, durch Mitarbeiter im kirchlichen Dienst, durch Andere. Priester, denen besonders viel Vertrauen entgegengebracht wurde, haben ihr Amt und dieses Vertrauen missbraucht und so das Vertrauen im Leben der Opfer zerstört. Die Verkündigung des Glaubens ist unglaubwürdig geworden, auch das wiegt sehr schwer für einen Christen. Verantwortliche in der Kirche haben oft vertuscht, hatten kein Verständnis, zeigten keine Kenntnis und sind ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden.
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Aus aktuellem Anlass: Über die Notwendigkeit einer Neubestimmung des Zölibates und der menschlichen Sexualität
Ein Schatten legt sich in letzter Zeit auf die Kirche. Jeden Tag werden neue Fälle von sexuellem Missbrauch durch hauptamtliche geweihte und ungeweihte Mitarbeiter der Kirche gemeldet. Was mit dem mutigen Schritt des Leiters des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes SJ, begann, zieht jetzt weite Kreise. Ein steiniger Weg hat für die katholische Kirche in Deutschland begonnen – ein Weg, dem sich die Kirche in Amerika und Irland längst stellen muss.
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Vieles, was ausgehend von der Offenlegung der Missbrauchsfälle im Canisius-Kolleg geäußert wird, erinnert an die babylonische Sprachverwirrung. Und bei manch einem, sei er kirchlicher Amtsträger oder nicht, hat man den Eindruck, er habe eine Chance zum Schweigen verpasst. Nicht nur die Ungeheuerlichkeit dieser Verbrechen löst Zorn und Empörung aus; empörend ist auch der Versuch, „Schaden von der Kirche abzuwenden“. Der Kirche wird nichts übrigbleiben, als schonungslose Offenlegung zu betreiben. Statt ohne Not Rechtfertigungen für den Zölibat anzuführen sollte sie dabei zuerst eine Option für die Opfer treffen.
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