Dies Domini – 7. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B
Zeiten des Überganges sind Zeiten der Auferstehung. Das Leben verläuft selten in Bahnen gleichförmiger Mittelmäßigkeit. Zwischen den Höhen und Tiefen ist es eigentlich permanent ein Leben im Übergang. Genau das ist ja das, was Tradition ausmacht, jenen Prozess der Weitergabe von Erfahrungen, Wissen und Gewissheiten im Übergang von einer Generation auf die nächste. Und dieser Übergang muss gestaltet werden. Er bedeutet ein Fortschreiten, ein Entdecken neuer Herausforderungen, einen Neuaufbruch, bisweilen auch eine Auferstehung. Es ist sicher kein Zufall, dass das Aufstehen des Petrus im Kreis der Brüder, von dem die erste Lesung am 7. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr B spricht, mit demselben Wortstamm bezeichnet wird, wie die Auferstehung des Gekreuzigten – ἀναστάς (gesprochen: anastás):
In jenen Tagen erhob (ἀναστάς) sich Petrus im Kreis der Brüder – etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen. (Apostelgeschichte 1,15)
„In jenen Tagen“ – mit diesen Worten schließt die Lesung an die vorausgehende Erzählung von der Himmelfahrt Jesu an. Das, was hier beschrieben wird, ereignet sich eben zwischen der Himmelfahrt Jesu, die sich nach Apostelgeschichte 1,3 vierzig Tage nach der ersten Auferstehungserfahrung zugetragen hat, und der Sendung des Heiligen Geistes am Schawuot-Fest, also 50 Tage nach Pessach, dem Pfingstfest. Pfingsten wird der große Aufbruch sein, wenn die Apostel in der Kraft des Heiligen Geistes zum ersten Mal öffentlich von der Auferstehung des Gekreuzigten reden werden. Aufgrund dieser Predigt wird die erste Gemeinde entstehen.
0 Kommentare
Dies Domini – 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Ihre besten Jahre haben sie hingegeben. Sie haben sich um sie gekümmert, sie getröstet, Hausaufgaben mit ihnen gemacht. Sie haben nachts am Bett gewacht, wenn sie Fieber hatten, und in der Freizeit auf dem Sportplatz angefeuert. Sie waren stolz, wenn sie eine gute Leistung erbracht haben. Sie haben sie mit vielen kleinen und großen Sorgen ins Leben geführt. Als Mutter und als Vater haben sie sich über ihre Söhne und Töchter gesorgt. Die Natur hat das so vorgesehen, denn der Mensch braucht in seinen jungen Jahren einen besonderen Schutz. Jetzt aber, wo die Kinder flügge geworden sind, lange schon das Haus verlassen haben, möglicherweise in die Ferne gezogen sind und eine eigene Familie gegründet haben, jetzt ist die Einsamkeit manchmal groß. Auch das hat die Natur so vorgesehen, dass die Kinder gehen müssen, um selbst zu werden, wozu sie bestimmt sind. Und doch ist die Einsamkeit oft hart, das Warten auf den Anruf will kein Ende nehmen und der lang ersehnte, viel zu seltene Besuch ist doch viel zu kurz. Müssten die Kinder nicht viel dankbarer sein, wo man doch seine eigenen besten Jahre in sie investiert hat?
In diese Klage bricht jäh das Evangelium vom 23. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres C hinein:
Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben geringachtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. (Lukas 14,26)
Das kann ja wohl nicht wahr sein, was Jesus da fordert! Das kann er doch nicht wirklich gesagt haben! Wo bleibt denn da die Verantwortung für die Familie? Und überhaupt: Ist das nicht alles sehr berechnend, was Jesus da fordert? Geht es da um Investment für die Ewigkeit? Vollständiger Verzicht hier, vollkommener Gewinn dort?
0 Kommentare